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Wer hier fertigbaut? Einst wurde Horst Amann als Macher geholt, nun ist denkbar, dass schon bald Hany Azer die Aufgabe bekommt, für Tempo zu besorgen.

© dpa

Möglicher Wechsel zum BER: Mehdorn wartet noch auf seinen Retter Azer

Hartmut Mehdorn und Hany Azer sind alte Bekannte, bereits am Berliner Hauptbahnhof haben sie zusammengearbeitet, ebenso bei Stuttgart 21. Nun, da Azer bei der Bahn keine Aufgabe mehr hat und es zwischen Mehdorn und BER-Technikchef Amann knallt, könnte eine Stelle im BER-Team frei werden.

Ausgerechnet die Bahn hat ihrem ehemaligen Chef den Coup vermasselt. Hartmut Mehdorn wollte als Flughafenchef einen Mann mit in seine neue Mannschaft nehmen, der ihm schon einmal in höchster Not geholfen hatte: Hany Azer. Doch die Bahn blockierte die Berufung zum 1. Mai, obwohl Azer längst intern freigestellt worden war. Ganz zugeschlagen sind die Türen für den Flughafenjob aber noch nicht.

Der 63-jährige Bauingenieur hatte 2001 die Projektleitung für den Bau des Berliner Hauptbahnhofs übernommen, wo damals die Probleme ähnlich waren wie heute am Flughafen. Der Terminplan war nur noch Makulatur; die Kosten stiegen rapide. Azer schaffte es dann, wie von Mehdorn gewünscht, den Hauptbahnhof Ende Mai 2006 zu eröffnen – rechtzeitig vor der Fußballweltmeisterschaft im Sommer.

Dabei schreckte Azer vor nichts zurück: Da er überzeugt war, dass das auf eine Länge von 451 Meter konzipierte Dach nicht rechtzeitig zu bauen sein würde, überredete er den damaligen Bahnchef Mehdorn, es auf 431 Meter zu verkürzen – was wegen der Umplanung aber auch mehr Zeit kostete, als Azer gedacht hatte. Und auch die vom Architekten Meinhard von Gerkan so heftig kritisierte Decke im Untergeschoss war eine Idee von Azer. Kurzerhand ließ er die von Gerkan entworfene Gewölbekonstruktion durch eine banale Flachdecke ersetzen, was vor allem Kosten sparte.

Nach 2006 war er unter anderem zuständig für die Flughafenanbindung der Bahn über die Dresdner Bahn und den Umbau des Ostkreuzes – bis ihn Mehdorn 2008 nach Stuttgart schickte, um dort das umstrittene Projekt „Stuttgart 21“ zu retten. 2011 gab Azer dort – nach Tagesspiegel-Informationen auf Druck der Bahn – auf, was es in seinem Leben zuvor selten gegeben hatte.

Er war Erfolge gewohnt. Sie hat er mit Verbissenheit durchgesetzt und dafür auch den vollen Einsatz seiner Mitarbeiter gefordert. Dabei machte er sich nicht überall beliebt; Bezeichnungen wie „Rumpelstilzchen“ belegen, wie er auftreten kann. Aber wenn Not auf der Baustelle war, hat er, wie Mitarbeiter berichten, auch selbst Hand angelegt. Als am Hauptbahnhof eine Baufirma beim Legen der Bodenplatten in Verzug geraten war, brachten Azer und seine Ingenieure die Arbeiten selbst zu Ende – im Zeitplan. Am Flughafen fand der inzwischen geschasste BER-Projektleiter Manfred Körtgen dagegen noch die Zeit für eine Doktorarbeit. Auf der Baustelle ließ er sich seltener blicken.

Mehdorn und Amann liegen im Streit: Wird eine Stelle frei?

In Stuttgart hatte Azer dann 2011 ermittelt, dass die Kosten um rund 1,2 Milliarden Euro steigen werden und der Terminplan nicht zu halten sei. Die Bahn widersprach damals – bis sie Ende 2012 zugeben musste, dass es genau so kommen werde, was den Vorstand für Technik und Infrastruktur, Volker Kefer, enorm in Bedrängnis brachte. In Stuttgart wollte man nun die alte „Azer-Liste“ haben, um zu sehen, ob die Bahn schon vor zwei Jahren die Zahlen hätte kennen müssen. Doch das Unternehmen rückte die Liste bis heute nicht heraus.

Azer, der zuletzt „Sonderbeauftragter des Vorstands Technik“ bei der Bahn war und unter anderem für Bahnprojekte nach Katar geschickt worden war, wurde dagegen, wie Kefer Anfang April in einer „Information für Führungskräfte“ mitteilte, freigestellt.

Als Mehdorn den bereits freigestellten Azer fragte, ob er ins Flughafenteam kommen wolle, bat Azer nach Tagesspiegel-Informationen die Bahn um Zustimmung. Diese ist erforderlich, da er weiter einen Arbeitsvertrag hat. Nebeneinnahmen könnten ihm dann von seinem Bahngehalt abgezogen werden. Trotz Nachfrage soll Azer zunächst keine Antwort erhalten haben, weshalb er Mehdorn absagte, der sein „Sprint-Team“ zum 1. Mai an den Start schicken wollte. Erst Mitte Mai wurde Azer dann von der Bahn aufgefordert, detaillierte Angaben zur möglichen Flughafenarbeit zu machen. Zu spät für die Zusage. Azer wollte sich dazu auf Anfrage nicht äußern.

Insider hatten im Vorfeld bezweifelt, dass eine Zusammenarbeit zwischen Azer und dem Technikchef des Flughafens, Horst Amann, möglich sein würde. Beide gelten als „Alphatiere“, die ihren Kopf durchsetzen wollen. Doch nun wackelt Amann; Mehdorn und er liegen im Streit, wie ein Insider bestätigte. Für die Bauleitung am Flughafen könnte schnell ein Job frei werden. Und Azer könnte theoretisch sogar umsonst arbeiten, wenn es ihm die Bahn erlaubt und sie weiter sein Gehalt – ohne Abzüge – zahlt.

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