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Berlin: Mord: Zwei Haftbefehle nach tödlichen Schüssen auf Vietnamesen

Nach dem Mord an einem Vietnamesen vor dem S-Bahnhof Köpenick sind zwei 19 und 21 Jahre alte Männer von Zeugen als Täter identifiziert worden. Bei einem handelt es sich der Polizei zufolge um den Schützen, bei dem anderen um einen Komplizen.

Nach dem Mord an einem Vietnamesen vor dem S-Bahnhof Köpenick sind zwei 19 und 21 Jahre alte Männer von Zeugen als Täter identifiziert worden. Bei einem handelt es sich der Polizei zufolge um den Schützen, bei dem anderen um einen Komplizen. Beide waren am Donnerstag bereits kurze Zeit nach den Schüssen auf das 18-jährige Opfer festgenommen worden. Gestern wurden Haftbefehle gegen die beiden Verdächtigen erlassen. Direkt nach der Tat waren vier Vietnamesen festgenommen worden, zwei wurden jedoch wieder frei gelassen.

Wie berichtet, waren gegen 11.10 Uhr vier Vietnamesen auf dem Bahnhofsvorplatz auf den 18-Jährigen zugestürmt. Dieser flüchtete sich in einen Imbissstand, wo er gezielt niedergeschossen wurde. Der Mann starb am Nachmittag in einem Krankenhaus. Der Hintergrund der Bluttat ist noch nicht geklärt; vermutlich stecken aber Streitigkeiten im illegalen Zigarettenhandel oder Schutzgelderpressung dahinter.

Der illegale Zigarettenhandel hat in den vergangenen zehn Jahren über 50 Menschenleben gekostet. Ihren Höhepunkt erreichten die blutigen Bandenkämpfe im Mai 1996. Damals wurden in einer Marzahner Wohnung sechs Vietnamesen von einer konkurrierenden Bande durch Kopfschüsse "hingerichtet". Bis Ende 1996 gelang es der Polizei, die drei Banden, die das Schutzgeldgeschäft in Berlin beherrschten, zu zerschlagen und deren Chefs festzunehmen. Es dauerte aber nicht lange, bis sich aus den verbliebenen Gang-Mitgliedern neue Erpresserbanden strukturierten: "Das Schutzgeldgeschäft blüht weiter", sagte schon 1998 ein leitender Kriminalbeamter im Landeskriminalamt (LKA). Etwa acht bis zehn Banden unterschiedlicher Stärke haben Berlin mehr oder weniger unter sich aufgeteilt und dominieren jetzt das Geschäft um Schutzgeld und Standmieten der Zigarettenverkäufer. "Es gibt kaum einen Zigarettenhändler, der seine Ware verkaufen kann, ohne Schutzgeld zu bezahlen", wissen die Ermittler. Zwischen 500 und 1500 Mark kassieren die Erpresser jeden Monat, je nachdem wie lukrativ der Standplatz ist.

Zunehmend verdienen auch Deutsche an dem illegalen Handel mit den unversteuerten Zigaretten. Sie bunkern sie in ihren Wohnungen und Kellern oder stellen die Kofferräume ihrer geparkten Autos zur Verfügung. Nach dem die Polizei konsequent illegale Zigaretten beschlagnahmte, haben die Vietnamesen kaum mehr als eine Stange bei sich, liefern dafür aber kurzfristig sogar ins Haus. Die Ware holen sie erst nach der Bestellung aus dem Versteck.

Zunehmend bildeten sich auch Kaufgemeinschaften. 1998 zerschlug die Polizei beispielsweise bei der Stadtreinigung und in einem Berliner Krankenhaus eine solche Kaufgemeinschaft. Die Mitarbeiter gaben bei einer Kontaktperson Sammelbestellungen für Zigaretten auf, die dann entweder über einen Mittelsmann oder direkt bei einem vietnamesischen Händler geordert wurden.

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