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Ein Schelm. Autor Moritz Rinke kam, las und erheiterte – auch den Leitenden Redakteur Gerd Nowakowski.

© Kitty Kleist-Heinrich

Moritz Rinke: Merkels Ghostwriter

Autor Moritz Rinke kam, las und erheiterte das Publikum mit Geschichten über seine (fiktive) Zeit als Poolboy bei der Deutschen Nationalmannschaft im Märchensommer 2006.

Fiktion kann wahrer sein als Realität, findet Moritz Rinke. Der Dramatiker, Romancier und Tagesspiegel-Autor amüsierte das Publikum mit seinen Poolnovellen, die er während des Sommermärchens 2006 als Bediensteter der Nationalmannschaft recherchiert hatte. Nur dass er gar nicht wirklich am DFB-Pool war. Oder doch? Jedenfalls wirkten seine aphoristischen Anekdoten über Wasser, das Oliver Kahn persönlich verdrängte, und über Gerald Asamoah, der „Er gehört zu mir wie mein Name an der Tür“ sang, ziemlich realistisch. Und waren genau deshalb unwahr. Aber lustig. Und doch irgendwie real.

Mit der Autorennationalmannschaft wurde Rinke Europameister. Deshalb weiß er, wie die runde Realität in die eckigen Fiktionserwartungen der Zuschauer reingeht. Das bewies er mit Briefen, die er Angela Merkel an Bastian Schweinsteiger während der WM 2010 schreiben ließ. „Ich lasse die Burg absperren und wir machen Public Viewing, aber nur wir zwei“, zitiert er die Kanzlerin. Und dass sie nicht verstehe, warum linke Störenfriede den von Deutschland begeisterten Türken die Autofahnen abfackelten. Da war die Begeisterung bei der Zuhörerschaft groß. Und das, obwohl die Fiktion in diesem speziellen Fall der Realität spielend den Rang abgelaufen hatte.Nik Afanasjew

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