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Berlin: Mülldeponie Wannsee: Pflanzen gegen giftiges Sickerwasser

Der jahrelange Streit um die Mülldeponie Wannsee scheint beendet. Am Mittwoch haben die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und die Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) einen öffentlich-rechtlichen Vertrag unterschrieben.

Der jahrelange Streit um die Mülldeponie Wannsee scheint beendet. Am Mittwoch haben die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und die Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) einen öffentlich-rechtlichen Vertrag unterschrieben. Darin verpflichtet sich die BSR, die Deponie mittels einer "qualifizierten Wasserhaushaltsschicht" zu sichern. "Diese Maßnahme ist nicht nur wirkungsvoller, sondern auch kostengünstiger als die ursprünglich vom Senat angeordnete Oberflächenabdichtung", sagt Tjado Auhagen von den BSR.

Gegen diese Anordnung von 1999, die rund 57 Millionen Mark gekostet hätte, war die BSR vor Gericht gezogen. Nun hat man sich außergerichtlich geeinigt - allerdings unter Vorbehalt: "Wir finanzieren die Maßnahme, aber wir strecken das Geld nur vor", betont Auhagen. Wer am Ende bezahlt, ist nicht entschieden. "Der Vertrag ist trotzdem ein großer Erfolg", meint Manfred Breitenkamp von der Umweltbehörde. Sobald das Wetter es zulässt, werde man das Gelände für die Sanierung vorbereiten.

Auf der stillgelegten, 52 Hektar großen Mülldeponie Wannsee hat die BSR von 1956 bis 1982 rund 32 Kubikmeter Abfälle ausgeladen. Laut einem Gutachten von 1995 gelangen pro Jahr über 100 Millionen verseuchtes Wasser in die benachbarten Seen und ins Grundwasser. Die Richtwerte für Arsen, Nickel, Ammonium und andere Richtwerte werden bis um das Sechsfache überschritten. Die Gutachter empfahlen eine Schicht aus Lehm, Ton und Mergel. Doch der BSR war das zu teuer. "Die Gifte sickern schon seit 1970", sagt Auhagen. Sie werden auch erstmal weiter sickern, denn die europaweite Ausschreibung der nun vorgesehenen Wasserhaushaltsschicht wird Zeit brauchen. Frühestens in zwei Jahren wird die Sanierung beginnen.

Die Wasserhaushaltsschicht ist eine Methode, bei der ein aufgebrachter Boden stark bepflanzt wird, so dass die Pflanzen das Wasser aufnehmen und an die Luft abgeben können, so dass es keine Gifte mehr aus der Deponie waschen kann, Kosten: rund 25 Millionen Mark.

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"Es ist gut, dass endlich etwas passiert", meint die Steglitz-Zehlendorfer Umweltstadträtin Anke Otto (Grüne). Ob es sich aber um eine mehr als zweitbeste Lösung handle, werde sie prüfen. Fraglich sei, ob die Pflanzen auch bei starken Regenfällen und im Winter tatsächlich alles giftige Wasser aufnehmen könnten. Darüber hinaus sei die Absaugung des kontaminierten Wassers unter der Deponie noch nicht geklärt. "Dafür sehen wir im Moment keine Veranlassung", meint Breitenkamp. Das Absaugen würde Kosten in dreistelliger Millionenhöhe verursachen.

kört

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