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Berlin: Müssen Camper einpacken? Kanuten verlören Hafen

Müssen die 30 Dauercamper auf der Insel Seddinwall im Seddinsee ihre Zelte abbrechen? Anlass dieser Befürchtung ist ein Entwurf für eine Verordnung zum "Schutz der Landschaftsbestandteile Insel Seddinwall und Insel Kleiner Seddinwall" der Senatsverwaltung für Umwelt.

Müssen die 30 Dauercamper auf der Insel Seddinwall im Seddinsee ihre Zelte abbrechen? Anlass dieser Befürchtung ist ein Entwurf für eine Verordnung zum "Schutz der Landschaftsbestandteile Insel Seddinwall und Insel Kleiner Seddinwall" der Senatsverwaltung für Umwelt.

"Auf der Insel befindet sich nicht irgendein Zeltplatz, sondern ein Anlaufpunkt für Wanderkanuten aus ganz Deutschland", sagt Hans Sziborra, der seit 36 Jahren - stets von Ende April bis Ende September - auf dem 2,43-Hektar-Eiland zeltet. Bis zu 400 Wassersportler nutzten sie pro Saison als Zwischenstation. Auch der Präsident des Landeskanuverbandes, Wolfgang Grothaus, protestiert gegen das drohende Aus dieser "idealen kanusportlichen Begegnungsstätte für Jung und Alt". Doch gerade diese fast 50-jährige Nutzung ist der Senatsumweltverwaltung ein Dorn im Auge. "Das Campen belastet die Umwelt erheblich und verändert die Natur", sagt Mitarbeiter Hans-Martin Schneider. Deshalb müsse es untersagt werden. Begründet wird das mit der schützenswerten Vegetation und dem reichen Tierbestand. Außerdem sei der Seddinwall die bedeutendste Insel Köpenicks für Höhlenbrüter, sagt Schneider. Dazu gehören unter anderem der Grün-, der Bunt- sowie der Mittelspecht, der sogar auf der Roten Liste steht. Außerdem beleben die Inseln optisch die Seenlandschaft und tragen damit zur Pflege des Landschaftsbildes bei.

Wie genau der Schutz für die Insel aussehen soll, ist noch unbekannt. Zurzeit erarbeiten die beteiligten Behörden und Naturschutzverbände ihre Stellungnahmen. Das Bezirksamt Köpenick als Eiland-Eigentümer will indes einen Kompromiss finden. Der Leiter des Naturschutz- und Grünflächenamtes, Harald Büttner, könnte sich vorstellen, dass die Flächen für die Zelte verlagert werden und das Ufer frei bleibt. "Noch stehen wir am Anfang und werden alle Argumente prüfen." Auf jeden Fall soll nach seiner Aussage Ende des Jahres die Verordnung in Kraft treten.

Hinters Licht geführt fühlen sich allerdings die unmittelbar Betroffenen - der Landeskanuverband Berlin. "Wir haben offiziell kein Schriftstück zu dem ganzen Verfahren erhalten und wurden bislang nicht einbezogen", schimpft Präsident Grothaus. In einem Brief an Bürgermeister Klaus Ulbricht (SPD) wirft er dem Politiker "Hinterhältigkeit" vor. Ulbricht will sich dazu bislang nicht äußern, weil das Problem erst auf der Bezirksamtssitzung am nächsten Montag erörtert wird. Und Grünamts-Chef Büttner fühlt sich nicht zuständig, die Kanuten bereits jetzt einzubeziehen. Ähnlich urteilt Senatsmitarbeiter Schneider: "Zu gegebener Zeit werden wir das tun."

bey

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