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Berlin: Museums-Zoff

Auch der Bund bevorzugt offenbar Tempelhof, um an den Kalten Krieg zu erinnern.

Der Streit innerhalb der rot-schwarzen Koalition um das geplante Museum des Kalten Krieges weitet sich aus. Offenbar unterstützt auch der Bund den überraschenden Vorstoß der Berliner CDU, das Museum nicht am bisher vorgesehenen Standort Checkpoint Charlie zu bauen, sondern es im Tempelhofer Flughafengebäude unterzubringen. Und zwar als Erweiterung des Alliiiertenmuseum, das nach dem Willen des Bundes von Dahlem gleichfalls dorthin ziehen soll.

Dies geht aus einem Schreiben hervor, das Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) Ende April an die Senatskanzlei schickte. Nach einem von ihm in Auftrag gegebenen Gutachten solle das Alliiertenmuseum künftig nicht mehr allein an die Präsenz der Westalliierten erinnern, sondern auch „den Ost-West- Konflikt, den Kalten Krieg und die deutsche Frage von der Teilung bis zur Wiedervereinigung“ zum Thema haben, schreibt Neumann.

Mit seinem Brief hat er offensichtlich die Berliner Christdemokraten ermutigt, dem Standort Checkpoint Charlie wie berichtet am vergangenen Freitag eine Absage zu erteilen – obwohl Neumann die dortigen Museumspläne nicht ausdrücklich erwähnt. Aus Sicht der Christdemokraten sollte in Tempelhof ein „Museum der Freiheit“ entstehen, das „vor dem Hintergrund der Politik der Westmächte die Geschichte des Kalten Krieges erzählt.“

In der SPD weckt dies Skepsis. Die Befürworter des Checkpoint Charlie Standortes befürchten politische Einseitigkeit. Das noch vom vormaligen rot-roten Senat an der Friedrichstraße vorgesehene Museum des Kalten Krieges soll hingegen gemäß seinem Konzept „Einsichten in die internationale Geschichte des Kalten Krieges und dessen Rückwirkungen auf Berlin und Deutschland erschließen. Dabei dürfe es aber trotz des Bekenntnisses zur Demokratie auch „fragwürdige Praktiken der westlichen Seite nicht unter den Tisch fallen lassen“, heißt es.

Auch deshalb geht die Senatsverwaltung für Kultur am Checkpoint Charlie keinen Schritt zurück. „Wir halten am dort geplanten Museum fest“, sagten Staatssekretär André Schmitz und der Gedenkstättenbeauftragte des Senats, Rainer Klemke, am Montag. Das Konzept für das Museum sei von „Historikern aus aller Welt“ erarbeitet worden. Es werde auch von hochrangigen US-Politikern wie dem früheren Außenminister der Vereinigten Staaten, James Baker, unterstützt. Klemke: „Der Checkpoint Charlie wird weltweit mit den dramatischsten Momenten der Auseinandersetzung assoziiert.“

Die Senatskulturverwaltung und der Vorsitzende der Stiftung zum Mauergedenken, Klaus-Dietmar Henke, sehen schon aus finanziellen Gründen keine Alternative zum Checkpoint Charlie. Dorthin kommen tausende Touristen, sie erwarten hier das Museum, werden es besuchen und Eintritt zahlen“, sagt Staatssekretär André Schmitz.

Henke pocht auf das 2005 beschlossene Konzept zum dezentralen Mauergedenken. Es sehe eine Kombination verschiedener Museen vor, die sich thematisch sinnvoll ergänzen. Dazu gehören neben der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße das Deutsch-Russische Museum Karlshorst, das Alliiertenmuseum, die Gedenkstätte Hohenschönhausen – und das Museum des Kalten Krieges. Christoph Stollowsky

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