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Berlin: Muslimischer Verein missioniert in Schulen

Bildungssenator warnt vor Organisation, die mit Bundesmitteln gefördert wird

Die umstrittene Organisation „Muslimische Jugend in Deutschland“ kann seit zwei Jahren mit Bundesmitteln in Berliner Schulen für ihre Ziele werben und dabei nach eigenen Angaben hunderte Schüler erreichen. Dies wurde gestern bekannt, nachdem besorgte Schulleiter und Schulräte auf die Aktivitäten des Vereins hingewiesen hatten. Befürchtet wird, dass die Organisation unter dem Deckmantel eines „interkulturellen Jugendprojektes“ islamistischen Nachwuchs rekrutiert.

Das Vertrauen der Schulen gewinnt der Verein mit dem Briefkopf des Bundesministeriums für Familie und Jugend und dem Hinweis, dass das Ministerium ihr Projekt „TA’RUF“ fördere. In der Projektbeschreibung ist davon die Rede, dass ein „multikulturelles Referententeam“ die Jugendlichen für Themen wie Fremdenfeindlichkeit, Gewalt, Berufsperspektiven und „interreligiöser Dialog/Islam sensibilisieren“ wolle. Etliche Schulen schöpften aber Verdacht und informierten sich beim Verfassungsschutz oder im Internet über den Verein.

Inzwischen hat die Schulverwaltung den Eindruck gewonnen, dass es sich um eine „fundamentalistische Organisation handelt, die massiv in die Schulen drängt“, so Rita Hermanns, Sprecherin von Bildungssenator Klaus Böger (SPD). Böger rate den Schulen, keine weiteren Veranstaltungen zuzulassen.

Unklar ist, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass die „Muslimische Jugend“ Fördergelder bekam. Die Sprecherin des Bundesfamilienministeriums konnte gestern nur bestätigen, dass die Gelder weiter fließen – bisher 76 000 Euro. Der grüne Abgeordnete Özcan Mutlu findet es „ungeheuerlich, dass solche Gruppen gefördert werden“. Nach seiner Information „arbeitet die Organisation mit der radikalen fundamentalistischen Muslimbruderschaft zusammen“.

Die Aktivitäten der „Muslimischen Jugend“ beunruhigen viele Schulleiter, die ohnehin schon von der zunehmenden Islamisierung alarmiert sind. „Die Abschottungsversuche nehmen zu“, beobachtet etwa Michael Rudolph von der Kreuzberger Zelter-Hauptschule. So passiere es immer häufiger, dass Kinder ein oder zwei Jahre lang zum Schulbesuch in die Heimat geschickt würden. Mit Sorge sieht er auch, dass minderjährige Mädchen an Landsleute aus der Heimat verheiratet werden.

Der leitende Schulrat von Mitte, Detlev Thietz, warnt sogar vor einer „Verstärkung fundamentalistischer Tendenzen im Umfeld unserer Schulen“. Und er beobachtet ein „zunehmendes Bestreben von pädagogischem Personal mit muslimischer Weltanschauung, vor den Schülern mit Kopftuch aufzutreten“. Das betreffe etwa Mitarbeiterinnen von Schulstationen oder Leiterinnen von Arbeitsgemeinschaften.

Thietz’ jüngste Anweisung an die Schulleiter in Mitte, das Tragen der Kopftücher zu verbieten, hat allerdings keinen Bestand. Bildungssenator Böger teilte gestern mit, dass dies „zurzeit rechtlich nicht zulässig ist“. Er verwies darauf, dass ein entsprechendes Gesetz jetzt aber erarbeitet werde. Ziel sei es, das Tragen „auffallender religiöser oder weltanschaulicher Symbole im öffentlichen Dienst“ zu untersagen.

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