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Berlin: Mutter rückt zum Aufräumen an

46-Jährige, die Kinder allein gelassen haben soll, ist wieder in der Finnländischen Straße aufgetaucht

Die 46-jährige Mutter der vier vernachlässigten Kinder aus Prenzlauer Berg ist gestern kurz vor 17 Uhr in ihre Wohnung in der Finnländischen Straße zurückgekehrt. Mit einer Latzhose gekleidet, kam sie in Begleitung zweier Männer, die Arbeitskleidung trugen. Offensichtlich wollten sie die Wohnung, in der die Kinder monatelang allein gewohnt haben sollen und die völlig verwahrlost gewesen sein soll, aufräumen oder zumindest Vorbereitungen dafür treffen. Ausschließlich Reporter einer einzigen Boulevard-Zeitung durften sie begleiten. Dem Tagesspiegel gegenüber wollte sie sich nicht äußern.

Der Blick aus dem Wohnhaus fällt direkt auf den ehemaligen Grenzübergang Bornholmer Straße. Die ruhige Wohngegend, in der viele Straßen skandinavische Namen tragen, sieht nicht nach einem sozialen Brennpunkt aus.

Einen sehr guten Blick auf die Finnländische Straße hat ein Nachbar, Herr H. Er wohnt im Erdgeschoss. „Von meinem Wohnzimmer sehe ich ja alles, die Frau war vorher noch nicht wieder aufgetaucht“, sagt er. „Hat sich ja lang genug Zeit gelassen.“ Er trägt eine rote Trainingshose, Hausschuhe und lebt seit 20 Jahren in diesem Haus. Auch eine Putzkolonne oder Ähnliches will er bislang nicht bemerkt haben. Den Ex-Ehemann, also den leiblichen Vater der Kinder, habe er nur ein einziges Mal gesehen. „Und das ist bestimmt zwei Jahre her.“ Den derzeitigen Lebensgefährten der Mutter, Cornelia B., kenne er nicht. Während seiner Meinung nach die Mutter in der Vergangenheit schlecht gekleidet war, habe man den Kindern die Vernachlässigung nicht angesehen. Freunde von ihnen seien nie zu Besuch gekommen, die Geschwister hätten immer zusammen gespielt.

Jugendamts-Mitarbeiter Axel Biere sagte gestern auf Anfrage, dass sowohl der Vater der Kinder als auch der Freund der Mutter, bei dem sie lebt, „einbezogen“ werden sollen. Mit beiden Männern seien Termine vereinbart. Zudem sollen die Kinder möglichst bald wieder ihre alte Schule in der Ibsenstraße besuchen. Mit ihrer Rückkehr wird kommende Woche gerechnet.

Unterdessen hat sich die Caritas auf Bitten des Jugendamtes bereit erklärt, die Hilfsangebote für die Familie zu koordinieren. Diese Lösung bot sich an, weil die Niederlassung in der nahe gelegenen Dänenstraße schon seit langem Kontakt zu der Familie hat. „Die Kinder sind ja so tapfer“, sagte gestern Caritas-Sozialarbeiterin Renate Stark. Sie hat bereits ein Sonderkonto für die Kinder einrichtet.

Das Sonderkonto „4 Kinder in Not“ bei der Bank für Sozialwirtschaft, Bankleitzahl 100 200 500, hat die Kontonummer 321 35 06.

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