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Berlin: Nach 14 Jahren zurück in den Kosovo

Albanischer Familie droht die Abschiebung. Flüchtlingsvertreter protestieren

Seit 1991 lebt die albanische Flüchtlingsfamilie aus dem Kosovo in Berlin. Jetzt sollen die Sopjanis – Mutter Ajshe (48) und zwei Kinder – abgeschoben werden. Der 24-jährige Sohn leidet unter epileptischen Anfällen und ist wegen geistiger Behinderung als schwerbehindert anerkannt. Die 15-jährige Tochter besucht in Berlin die Hauptschule, wie Eva Weber von der Forschungsgesellschaft Flucht und Migration sagt, einem Verein, der sich seit langem für Flüchtlinge einsetzt.

Weber und andere haben sich vor Gericht, beim Petitionsausschuss und bei der Verwaltung von Innensenator Ehrhart Körting (SPD) dafür eingesetzt, dass die dreiköpfige Familie aus humanitären Gründen hier bleiben darf – bislang erfolglos. Jetzt befürchtet die Flüchtlingsberaterin, dass die Familie schon in den nächsten Tagen abgeschoben werden könnte, in ein Land, das sie vor 14 Jahren wegen des Bürgerkrieges verlassen hat und in dem sie laut Weber weder eine Unterkunft noch Behandlungsmöglichkeiten hätte. Aus der Innenverwaltung war wegen der kurzfristigen Anfrage gestern zu dem konkreten Fall keine Stellungnahme zu bekommen.

Das Problem der Sopjanis dürfte unter anderem sein, dass sie nicht gerade eine Vorzeigefamilie sind, die sich vorbildlich integriert hat und dem Staat keine Kosten verursacht. Die Mutter und ihre drei Kinder – eine dritte, 25-jährige Tochter hat laut Weber wegen einer Diabeteserkrankung ein Aufenthaltsrecht – leben von Sozialhilfe, der Sohn braucht die ständige Betreuung durch die Familie. Seit kurzem ist die Mutter wegen eines Suizidversuchs in stationärer Behandlung, den Weber auf die drohende Ausweisung und traumatische Erlebnisse im Bürgerkrieg zurückführt. Der Vater, der laut Weber die Familie zu Jahresbeginn verlassen hat und mit einer anderen Frau im Kosovo lebt, war früher wegen illegaler Hütchenspiele verurteilt worden. „Das darf kein Grund sein, die ganze Familie zu stigmatisieren und zu bestrafen“, sagt Weber.

Insgesamt ist die Zahl der Abschiebungen vergangenes Jahr gesunken. Betroffen waren meist Menschen wie die Sopjanis – Flüchtlinge aus Ex-Jugoslawien. lvt

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