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Daniel Krüger (l.) im Jahr 2015. Hier im Bild mit Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler und Staatssekretär Christian Gaebler.

© imago/Bernd Friedel

Nach Austritt aus der CDU: Stadtratskandidat der AfD in Pankow wird kein Parteimitglied

Daniel Krüger tritt aus der CDU aus, um für die AfD Stadtrat in Berlin-Pankow zu werden. Die Christdemokraten vermuten finanzielle Gründe. Die SPD zweifelt am Loyalitätsverständnis des Kandidaten.

In großen Lettern prangt die weiße Schrift auf rotem Grund: „Leider ist die von Ihnen aufgerufene Seite auf diesem Server nicht vorhanden.“ Das Profil von Daniel Krüger auf der Seite des CDU-Kreisverbandes Tempelhof-Schöneberg wurde gelöscht. Nach mehr als 20 Jahren bei den Christdemokraten hatte der 48-Jährige am Donnerstagabend sein Parteibuch zurückgegeben. Am 5. April soll Krüger als Kandidat der AfD zum Bezirksstadtrat in Pankow gewählt werden.

In einer Pressemitteilung spricht der Vorsitzende der AfD-Fraktion in Pankow, Stephan Wirtensohn, von einer „neuen politischen Heimat“. Im Gespräch bekräftigt er hingegen, dass Krüger kein Mitglied werde. Er soll sich zunächst als parteiloser Kandidat in der Bezirksverordnetenversammlung vorstellen. Und das mit Kalkül.

Ohne Parteibuch erzeugt der Anwärter weniger Berührungsängste bei den anderen Fraktionen, die den AfD-Kandidaten Nicolas Seifert in den vergangenen Monaten bei insgesamt sieben Wahlgängen durchfallen ließen. Vor allem Linke, Grüne und SPD hatten Seifert dabei stets als fachlich ungeeignet abgelehnt. Dieses Argument muss Krüger nicht fürchten. Der ehemalige Stadtrat bringt langjährige Verwaltungserfahrung mit. Zwischen 2011 und 2016 war er in Tempelhof-Schöneberg für Tiefbau und Landschaftsplanung zuständig.

Krüger selbst war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Umso wortreicher trat der Pressesprecher der Berliner AfD, Ronald Gläser, auf: „Bei der CDU sitzen noch viel mehr Frustrierte auf gepackten Koffern.“ Der jetzige Austritt Krügers sei symptomatisch für die Krise der Christdemokraten in Berlin: „Unsere Tür steht jederzeit offen für Unionsmitglieder.“

In einer Erklärung des Kreisverbandes der CDU Tempelhof-Schöneberg heißt es hingegen, man sei von dem Schritt sehr überrascht. Daniel Krüger habe erst am Donnerstag – zeitgleich zur Veröffentlichung im Tagesspiegel – der Partei gegenüber seinen Austritt verkündet.

Noch am 4. März 2017 ließ sich Krüger in den CDU-Kreisvorstand wählen. Bis dahin habe es keinerlei Anzeichen dafür gegeben, dass er inhaltliche Schnittmengen mit der AfD teile. Innerparteilich wird vermutet, dass ihn vor allem finanzielle Anreize zu diesem Schritt bewogen haben. Als Stadtrat darf Krüger mit rund 7500 Euro monatlichem Grundgehalt rechnen.

Auch deshalb ist der Fraktionsvorsitzende der Pankower SPD, Roland Schröder, bei der Personalie Krüger skeptisch. Dass ein langjähriger CDU-Politiker demnächst „auf dem AfD-Ticket“ Stadtrat werden will, lasse tiefe Einblicke in dessen Loyalitätsverständnis zu: „Wer sein Parteibuch nach Belieben wechselt, verdient keinen Vertrauensvorschuss.“ Krüger war vor seiner Zeit bei der Union bereits Mitglied der SPD.

Offenkundig könne die AfD in den eigenen Reihen keinen geeigneten Kandidaten finden, sagt Schröder. Zweifellos bringe Krüger zwar Erfahrung mit. Ob er aber wählbar ist, müsse sich bei seiner Vorstellung vor der SPD-Fraktion noch herausstellen. Dass diese den ehemaligen Genossen auf seinem Weg nach rechts durchwinkt, daran bestünden aber berechtigte Zweifel. Hannes Soltau

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