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Baustelle und kein Ende in Sicht. Die Korruptionsaffäre um Technikchef Großmann könnte das Projekt noch weiter verzögern.

© dpa

Nach Beurlaubung von Technik-Chef Großmann: Am BER drohen weitere Verzögerungen

Während sich der Korruptionsverdacht gegen BER-Technikchef Großmann erhärtet, nennen Firmenvertreter dessen Beurlaubung einen „schweren Rückschlag“. Innensenator Henkel hätte sich zumindest eine andere Informationspolitik gewünscht.

Die Korruptionsaffäre droht den den Bau des neuen Hauptstadtflughafens BER weiter zu verzögern. Firmenvertreter nannten die Beurlaubung des Technikchefs Jochen Großmann einen schweren Rückschlag. Großmann sei ein ausgezeichneter Fachmann, hieß es am Donnerstag. Die Zusammenarbeit sei hervorragend gewesen. Flughafenchef Hartmut Mehdorn hatte dagegen erklärt, das Inbetriebnahmeprojekt „steht und fällt nicht mit einem einzigen Mitarbeiter“.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) forderte nach Absprache mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Wowereit (SPD) eine Sondersitzung des Aufsichtsrats. Diese soll bereits in der kommenden Woche stattfinden.

„Wir sind an einer zügigen Aufklärung und gegebenenfalls Ahndung solcher Machenschaften interessiert“, ließ Wowereit während seiner Dienstreise in China mitteilen. „Wir werden unseren Beitrag dazu leisten, die Staatsanwaltschaft bei ihren Ermittlungen zu unterstützen.“

Henkel kritisiert Informationspolitik

Der Berliner CDU-Parteichef und Aufsichtsratsmitglied Frank Henkel kritisierte die Informationspolitik der BER- Geschäftsführung. Er habe von den Korruptionsvorwürfen in einer Pressemitteilung erfahren. „Ich hätte mir, was Stil, Umgang, aber auch Zeitpunkt betrifft, eine andere Informationspolitik vorgestellt, denn auch der Aufsichtsrat hat eine Verpflichtung“, sagte Henkel dem RBB. Über die Informationspolitik werde man sich im Aufsichtsrat unterhalten. Wowereit und Henkel bescheinigten Mehdorn einen „richtigen Umgang“ mit der Affäre. Henkel will aber über die Antikorruptions- und Compliance-Regeln sprechen und erörtern, ob diese ausreichen oder überarbeitet werden müssen.

Die Grünen-Fraktionschefin im Berliner Abgeordnetenhaus, Ramona Pop, meldete sich im Kurznachrichtendienst Twitter zu Wort. "Ist der #BER eigentlich schon gescheitert, nur #Wowereit und #Mehdorn haben es uns noch nicht gesagt?", schrieb sie.

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Verdacht gegen Großmann erhärtet sich

Die Staatsanwaltschaft Neuruppin ermittelt gegen Großmann und einen Mitarbeiter eines externen Planungsbüros wegen Korruptionsverdacht. Mehdorn hatte Großmann, der sich vorwiegend um die nicht funktionierende Entrauchungsanlage gekümmert hatte, als seinen „Feuerwehrmann“ vorgestellt. „Jetzt stellt sich heraus, dass er den Brand weiter entfacht hat“, sagt Sven-Christian Kindler, haushaltspolitischer Sprecher der Grünen.

Derweil erhärtet sich der Verdacht gegen Großmann. Oberstaatsanwalt Frank Winter bestätigte dem Tagesspiegel die Korruptionsvorwürfe: „Nach erster, äußerst vorsichtiger Bewertung der Beweismittel hat sich der Verdacht erhärtet.“ Am Dienstag hatten Staatsanwaltschaft und Polizei in Dresden Geschäftsräume und das Privathaus Großmanns durchsucht, die Beamten nahmen fünf Umzugskartons Akten und einige Terabyte elektronischer Daten mit. Die Großmann-Firma selbst ließ erklären, dass sie mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeite, um die Vorwürfe schnellstmöglich zu entkräften.

Der Vorgang betrifft die Zeit, in der Großmann mit seiner Firma Gicon für den Flughafen als Berater tätig war, und zwar bei der Vergabe von Planungsaufträgen, um die Entrauchungsanlage funktionsfähig zu machen. Es ging um einen Millionenauftrag. Eine eigentlich zwingende europaweite Ausschreibung gab es nach Tagesspiegel-Informationen nicht, was der Flughafen mit „Zeitdruck“ begründete.

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