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Die Einheitswippe war ein Plan, aber er wird nicht realisiert.

© dpa

Nach dem Aus für die Einheitswippe: Berlin braucht Mahnmal für Opfer kommunistischer Gewalt

Ein Einheitsdenkmal wird es in Berlin erstmal nicht geben. Aber Deutschland braucht ein solches Denkmal - in Leipzig. Berlin sollte ein anderes Projekt realisieren. Ein Gastbeitrag.

Die Entscheidung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages zum Stopp der ‚Einheitswippe’ ist bedauerlich, aber folgerichtig und in Konsequenz zu unterstützen. Mir ist nie ganz verständlich gewesen, warum die Bundesrepublik zwei Projekte als Erinnerung an die positive Zeit der Gewinnung der Freiheit und der Einheit verfolgt hat. Nun sind vorerst beide Projekte in Leipzig und Berlin gescheitert.

In Berlin lag das Problem nicht primär bei der Standortentscheidung. Ich halte die Entscheidung für den Ort des alten Nationaldenkmals auf der Schlossfreiheit, vor dem Hauptportal des Humboldtforums, immer noch für mutig und richtig. Vielmehr konnte das ausgewählte, künstlerisch-technische Konzept nicht wirklich überzeugen. Ob dies bei dem fertigen Denkmal anders gewesen wäre, kann jetzt nicht mehr bewiesen werden. Außerdem war die Rückendeckung der Öffentlichkeit und der Medien zu gering. Dies zeigte sich auch in einem nicht sonderlich pragmatischen Umgang mit den Herausforderungen des Ortes (etwa die Fledermäuse oder die Mosaiken des alten Nationaldenkmals). Diese Faktoren führten letztlich zu den deutlichen Kostensteigerungen, die auch heute nicht wirklich verlässlich zu beziffern sind.

Nicht das Ende der Debatte

Eine weitere Baustelle, die mit Kostenexplosionen verbunden ist wie z.B. die Staatsoper oder der BND-Neubau in Berlin sollten sich aber weder der Bund noch das Land Berlin leisten. Die Öffentlichkeit hat dafür auch kein Verständnis.

Dies sollte aber nicht das Ende der Idee sein. Deutschland braucht einen Ort zur Feier der 1989/90 in Ostdeutschland gewonnenen Freiheit und der dann errungenen Einheit. Dieser sollte in Leipzig sein. Leipzig ist die Wiege der Montagsdemonstrationen (‚Wir sind das Volk’), hier war der eigentliche Wendepunkt (friedlicher Verlauf der Montagdemonstration am 9. Oktober 1989) und Leipzig ist auch der Ort, wo sehr prominent die ersten Forderungen zur Einheit gestellt wurden (‚Wir sind ein Volk’).

In Berlin dagegen sollten wir den Fokus des Erinnerns auf die Opfer der kommunistischen Gewalt richten. Nun ist der richtige Zeitpunkt, das bereits im Grundsatz vom Deutschen Bundestag befürwortete Mahnmal für die Opfer der kommunistischen Gewalt in Deutschland voranzubringen.

Denkmalprojekte im Kosten- und Zeitrahmen möglich

Beide Projekte, ein Freiheitsdenkmal in Leipzig und ein Mahnmal in Berlin, können nach der Entscheidung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages nun konsequent diskutiert und angegangen werden. In beiden Fällen sollten alle Verantwortlichen beweisen, dass in Deutschland künstlerisch und politisch überzeugende Denkmalprojekte auch im vereinbarten Kosten- und Zeitrahmen möglich sind.

Dr. Philipp Lengsfeld, Mitglied des Deutschen Bundestages, Wahlkreis Berlin-Mitte und für die CDU im Ausschuss für Kultur und Medien Berichterstatter für den Bereich Erinnerungspolitik.

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