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Ausnahmezustand am Breitscheidplatz. Nach dem mutmaßlichen Anschlag bleiben einige Weihnachtsmärkte in Berlin am Dienstag geschlossen.

© Christian Ditsch/imago

Update

Nach dem mutmaßlichen Anschlag: Lucia-Weihnachtsmarkt öffnet am Nachmittag

Die Weihnachtsmärkte halten sich an die Empfehlung des Innensenators, heute nicht zu öffnen - mit einer Ausnahme. Der Markt in der Kulturbrauerei öffnet um 15 Uhr. Eine Sprecherin sagt, dies sei "keine leichte Entscheidung" gewesen.

Einen Tag nach dem mutmaßlichen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz hat der Berliner Innensenator Andreas Geisel (SPD) die Betreiber der Berliner Weihnachtsmärkte darum gebeten, aus Gründen der Rücksichtnahme auf die Opfer und deren Angehörigen, die Märkte am Dienstag nicht zu öffnen. Das sagte er am frühen Nachmittag in Berlin. "Rechtliche Mittel stehen uns dafür nicht zur Verfügung, aber aus Pietätsgründen ist das nicht sinnvoll", sagte Geisel. Es sei gut, dass die Weihnachtsmärkte in den nächsten Tagen wieder öffnen. Aber man tue jetzt "gut daran, zurückhaltend zu agieren".

In einem Fall aber verhallt dieser Appell ungehört. Eine Sprecherin des Lucia-Weihnachtsmarkts in der Kulturbrauerei sagte, in langer und ausführlicher Absprache mit der Polizei und dem Geländeeigener habe man sich dazu entschieden, heute ab 15 den Markt zu öffnen. Es sei keine leichte Entscheidung gewesen. "Die Leute, die doch rauswollen, können zu uns kommen." Die Entscheidung fiel demnach um 12:30 Uhr, Änderungen sind vorbehalten.

Weihnachtsmärkte halten sich an die Empfehlung

Den Normalbetrieb beibehalten oder aus Solidarität und Anteilnahme schließen - eine Entscheidung, die die Betreiber der Weihnachtsmärkte an diesem Morgen zunächst selbst zu fällen hatten. Im Laufe des Vormittags wurde aber klar, dass beinahe alle Betreiber der Bitte des Innensenators folgen. Zunächst geöffnet hatte am Tag nach dem Anschlag der Weihnachtsmarkt am Gendarmenmarkt, auch der Spandauer Weihnachtsmarkt wollte öffnen. Um 11 Uhr wurde auf dem Gendarmenmarkt der erste Glühwein ausgeschenkt, um kurz nach 12 kam die Nachricht, dass der Markt wieder schließt. "Wir folgen der Empfehlung des Innensenators", sagt Geschäftsführerin Gunda Kniep. Der Markt in Spandau hatte gar nicht erst geöffnet, um kurz nach 12 sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel, aus Respekt werde man sich an die Empfehlung des Senators halten. "Wir sind in Gedanken bei den Opfern, deren Angehörigen und unseren Kollegen vom Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche", heißt es auf der Website der Bezirksmarketinggesellschaft. Am Mittwoch soll der Markt in Spandau aber wieder öffnen.

Am Schloss Charlottenburg bleiben die Buden geschlossen

Der Weihnachtsmarkt am Schloss Charlottenburg bleibt am Dienstag aus "Solidarität und Trauer geschlossen", wie es von Seiten des Veranstalters heißt. Ab Mittwoch soll der Betrieb wieder aufgenommen werden.

Der Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz selbst bleibt mindestens heute und morgen geschlossen. Wie es danach weitergeht, ist noch nicht entschieden. Das sagte Klaus-Jürgen Meier, Vorsitzender der AG City, dem Tagesspiegel. Poller zu errichten, könne nun nicht der richtige Weg sein, sagte Meier. Die Frage sei: "Beugt man sich dem Ganzen, oder lassen wir unsere Lebensart nicht davon beeinflussen?"

Der Weihnachtsmarkt am Neptunbrunnen bleibt geschlossen, der nostalgische Weihnachtsmarkt an der Hedwigs-Kathedrale ebenfalls.

Die große Silvesterfeier am Brandenburger Tor soll nach bisherigem Stand wie geplant stattfinden. Derzeit gebe es keine Überlegungen, die Party auf der Straße des 17. Juni abzusagen, erklärte die Sprecherin des Veranstalters, Anja Marx. "Die Silvestermeile ist ganz anders gesichert als ein Weihnachtsmarkt, mit hunderten von Ordnern, Videoüberwachung und 13 Kilometer Doppelzäunen." Ob das Sicherheitskonzept mit strengen Taschenkontrollen an den Eingängen und einer langen Liste verbotener Gegenstände nochmals verschärft wird, sei noch nicht abzusehen. "Wir sondieren die Lage, im Moment ist noch zu viel Chaos". Die Eingänge zur Meile zusätzlich mit Betonquadern gegen durchbrechende Fahrzeuge zu sichern, sei derzeit nicht geplant, aber durchaus eine Option. "Es könnte sein, dass das passiert." Eine solche Sicherung sei aber zweischneidig, weil dann auch Rettungsfahrzeuge blockiert wären. 

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Wie rede ich jetzt mit den Kindern? Der erfahrene Traumatologe Christian Lüdke sagt, wie wir mit unseren Kindern nach der Katastrophe vom Breitscheidplatz reden sollten und was wir nicht tun dürfen: Angst zeigen

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Dialog mit einem Zwölfjährigen: Was sich ein zwölfjähriger Berliner Schüler für heute wünscht und wie er von den Ereignissen am Breitscheidplatz am Morgen erfuhr.

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Was man bisher über den Verdächtigen weiß: Der mutmaßliche Täter soll seit knapp einem Jahr in Deutschland leben. Zuletzt soll er in Berlin gewohnt haben in einer Flüchtlingsunterkunft. Nachts gab es eine Razzia in Tempelhof.

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