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Berlin: Nach drei Wochen Freiheit wieder beim Haftrichter

Serientäter Mahmoud hat erneut Ärger mit der Polizei. Auch Innenministerium und Auswärtiges Amt wollen jetzt seine Abschiebung

Neun Tage hielt „Mahmoud“ in Freiheit durch, bereits am zehnten gab es wieder Ärger: Erst wollte ein Türsteher den 22-Jährigen nicht in die Diskothek lassen, dann weigerte sich auch noch eine Freundin, ihm das Auto zu leihen. Widerstand macht Mahmoud wütend – jetzt sitzt der polizeibekannte Serientäter wieder im Gefängnis. Einmal soll er laut Polizei das Messer gezückt, einmal mit der bloßen Hand zugeschlagen haben. „Der Richter wird noch am Freitag über zwei vorliegende Haftbefehle entscheiden“, sagt Justizsprecher Frank Thiel.

Mahmoud hat nur noch wenige Freunde in Berlin: Die Ausländerbehörde tut, was sie kann, um den jungen Mann loszuwerden, selbst das Auswärtige Amt und das Bundesministerium für Inneres sind eingeschaltet. Eine Abschiebung in den Libanon scheiterte bislang aber, weil sich die libanesischen Behörden beharrlich weigern, dem Sohn palästinensischer Eltern die notwendigen Dokumente auszustellen. Mitte September war Mahmoud deshalb aus dem Abschiebegewahrsam entlassen worden. Eine Entscheidung, die von Politikern im Abgeordnetenhaus heftig kritisiert wurde, aber die Sprecherin von Justizsenatorin Karin Schubert (SPD) beharrt: „Die andauernde Abschiebehaft wäre unverhältnismäßig gewesen.“

Das Problem hat Mahmoud jetzt offenbar selbst gelöst. Seine Familie war 1990 nach Berlin gekommen, wenig später fiel Mahmoud das erste Mal auf. Im vergangenen Januar endete eine Jugendstrafe von vier Jahren und sechs Monaten, die er wegen Körperverletzung, schweren Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Fahrens ohne Führerschein verbüßte. Direkt im Anschluss hatte ihn die Ausländerbehörde in die Abschiebehaft überführt. Neun Tage nach seiner Freilassung tauchte Mahmoud vor einer Disko in Mitte auf. Als ihn der Türsteher abwies, soll der 22-Jährige laut Polizei versucht haben, auf den Mann einzustechen. Am nächsten Tag geriet er mit einer Freundin in Streit. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll Mahmoud erst die junge Frau geschlagen haben, dann ließ er seine Wut an dem geparkten Wagen aus. Vielleicht hat die Freundin geschwiegen, oder es fanden sich keine Zeugen: Weshalb Mahmoud erst zwei Wochen nach den Vorfällen festgenommen wurde, wollte die Polizei gestern nicht beantworten.

Mahmoud gehört zu den rund 140 jungen Serientätern, die bei der Staatsanwaltschaft als „Intensivtäter“ registriert sind. Bei etwa der Hälfte handelt es sich um Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren, der Rest sind Heranwachsende bis Mitte 20. Als Intensivtäter wird eingestuft, wer innerhalb eines Jahres mindestens zehn Delikte oder eine besonders gravierende Straftat begangen hat. Um jeden Intensivtäter kümmern sich bei Polizei und Staatsanwaltschaft stets dieselben Ermittler. Die Ausländerbehörde wird ihre Bemühungen jetzt nicht einstellen. „Das Abschiebeverfahren läuft parallel weiter“, sagt Claus Guggenberger von der Innensenatsverwaltung. Theoretisch könnte Mahmoud dann auch direkt aus der Haft in den Libanon geschickt werden.

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