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In Berlin wird es nur in zwei CDU-Kreisen an der Spitze Veränderungen geben.

© dpa

Nach Wahlen in Hamburg: Berliner CDU: Sie werden nicht jünger

Nach dem Debakel in Hamburg: In der Berliner CDU wird es nur in zwei Kreisen an der Spitze Veränderungen geben: in Treptow-Köpenick und in Neukölln.

Von Sabine Beikler

Fragt man Fritz Niedergesäß, seit wann er CDU-Kreischef in Treptow-Köpenick ist, lautet die Antwort kurz und knapp: „na ewig“. Diese Ewigkeit dauert mit Unterbrechungen seit 1991. Aber die Ära des 75-jährigen Bauingenieurs, der in der DDR beim Autobahnbaukombinat und später bei den Nachfolgern gearbeitet hat, wird wohl bei der Kreisvorstandswahl im April beendet sein. Auch in Neukölln wird es einen Wechsel an der Spitze geben.

Und im größten CDU-Kreisverband Steglitz-Zehlendorf mit mehr als 2000 Mitgliedern rumpelt es wie eh und je, wenn auch leiser als noch vor ein paar Jahren. Im März starten die Kreisvorstandswahlen, die ein Gradmesser für das innerparteiliche Machtgefüge sind.

Denn die jeweiligen Ortsverbände wählen auch ihre Kreisdelegierten, die im Herbst ihre Kandidaten für die Abgeordnetenhaus- und Bezirkswahlen in 2016 nominieren. Viele Christdemokraten sprechen von einem Generationenwechsel. In Treptow-Köpenick sagt das nur keiner öffentlich. Man hört von einer „schwierigen Kiste“, man wolle ja „die Alten nicht ausbooten“.

So spricht Fritz Niedergesäß auch von „Findungsprozess“. Dieser Prozess konzentriert sich einzig und allein auf die Landesabgeordnete Katrin Vogel. Die 49-jährige Steuerberaterin ist frauenpolitische Sprecherin der Fraktion und noch Vizekreisvorsitzende in Treptow-Köpenick. In den acht Ortsverbänden formiert sich eine Mehrheit für Vogel als Nachfolgerin von Niedergesäß, der von 1991 bis 2006 auch Mitglied des Abgeordnetenhauses war. Gerne würde ihn die Christdemokraten im Südosten zu ihrem Ehrenvorsitzenden machen, im Gegenzug erwarten sie aber einen geordneten Übergang. Sprich: keine Verärgerung und „keine schlechte Stimmung“.

Die wird im Südosten freilich schon geschürt. Einige Christdemokraten machen darauf aufmerksam, dass die „Familie Vogel“ im Falle einer Wahl von Katrin Vogel zur Kreisvorsitzenden zu viel CDU-Macht bekäme: Vogels Ehemann Michael ist nämlich Bezirksstadtrat. Das wirkt für einige Altvordere schwerer als die Tatsache und das damit positiv nach außen getragene Zeichen, dass mit Katrin Vogel die erste Frau an der Spitze eines Berliner Kreisverbandes gewählt werden würde.

Für Heilmann gibt es keinen Gegenkandidaten

In Steglitz-Zehlendorf wird wie berichtet Thomas Heilmann wohl als Kreischef wiedergewählt werden. Heilmann führt den Kreis mit seinen unterschiedlichen Lagern und persönlichen Fehden seit 2013. „Ich versuche alte Wunden zu heilen. Und der Kreisverband ist heute auch schon geschlossener als früher“, sagte er. Bisher gibt es keinen Gegenkandidaten. Offen wagt sich niemand aus der Deckung. Heilmann sagt über die anstehenden Wahlen im Mai: „Ich bin verhalten optimistisch.“ Doch der Unmut vieler einflussreicher Christdemokraten entzündet sich an seinem „mangelnden Kontakt zur Basis“, wie einige sagen. „Sonderlich geliebt wird Heilmann nicht“, sagen CDU-Spitzen.

Die Ortsverbände erwarten auch am Wochenende ein Besuch ihres Kreischefs, nicht seiner Stellvertreter. Dass Familie auch Zeit beansprucht, gilt als Argument für Parteileute nicht, die am Wochenende ehrenamtlich den Kontakt zu den Bürgern auf der Straße suchen.

Generationenwechsel im Rathaus

Gemeinsam mit Heilmann machen sich jüngere CDU-Politiker stark für einen Generationenwechsel an der Rathausspitze: Norbert Kopp soll von Stadträtin Cerstin Richter-Kotowski abgelöst werden. Gegen diese Überlegungen formiert sich jetzt schon erheblicher Widerstand in den elf Ortsverbänden. Ob Heilmann den Wechsel schafft, ist sehr fraglich.

In Neukölln hatte Kreischef Michael Büge bereits erklärt, er werde nicht mehr antreten. Sein Nachfolger wird wohl der Stadtrat und stellvertretende Bürgermeister Falko Liecke. In den anderen Kreisen bleiben die Kreischefs im Amt: Frank Steffel (Reinickendorf), Kai Wegner (Spandau), Andreas Statzkowski (Charlottenburg-Wilmersdorf), Florian Graf (Tempelhof-Schöneberg), Kurt Wansner (Friedrichshain-Kreuzberg), Martin Pätzold (Lichtenberg), Gottfried Ludewig (Pankow), Mario Czaja (Wuhletal) und Frank Henkel (Mitte).

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