zum Hauptinhalt
Karsten Mühlenfeld wird neuer BER-Chef - er wurde vom BER-Aufsichtsrat am Freitag gewählt.

© Bernd Settnik/dpa

Update

Nachfolger von Mehdorn gefunden: Karsten Mühlenfeld wird neuer BER-Chef

Berlin und Brandenburg haben sich entschieden: Der frühere Rolls-Royce-Manager Karsten Mühlenfeld ist neuer BER-Chef. Der Aufsichtsrat hat ihn am Freitagabend gewählt. Jetzt will der Neue das Chaos ordnen.

Der frühere Rolls-Royce-Manager Karsten Mühlenfeld wird neuer Chef des Berliner Flughafens. Das hat der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft, der in Schönefeld tagt, am Freitagabend entschieden.

Mühlenfeld wird damit der Nachfolger von Hartmut Mehdorn. Er war der gemeinsame Kandidat der Länder Berlin und Brandenburg. Bis zuletzt war mit dem Bund, der die Entscheidung vertagen wollte, keine Einigung über die Personalie erzielt worden. Berlin und Brandenburg haben im 15-köpfigen Gremium mit acht Mandaten die Mehrheit. „Es ist für mich sehr schön zu zeigen, welche Fähigkeiten in mir stecken, hier diesen komplexen Betrieb rechtzeitig ans Netz zu bringen“, sagte Mühlenfeld, „außerdem geht es darum, den Schallschutz für die Anwohner so schnell wie möglich einzubauen.".

"Herr Mühlenfeld ist ein Manager mit sehr großer Erfahrung im Projektmanagement, in der Steuerung von großen Projekten“, hob Vize-Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider hervor.

Im Präsidialausschuss des Aufsichtsrates, der Spitzenpersonalien vorbereitet und Mühlenfeld empfahl, sind Müller, Brandenburgs Flughafenstaatssekretär Rainer Bretschneider, Bundesverkehrsstaatssekretär Rainer Bomba (CDU) und ein Arbeitnehmervertreter vertreten. Im Gremium hatten sich Mühlenfeld und der frühere Deutschlandchef von Bombardier, Michael Clausecker, vorgestellt, die beide als einzige Kandidaten noch im Rennen waren.

13 Ja-Stimmen

Der Aufsichtsrat hatte fast vier Stunden getagt, abgeschirmt vor Journalisten in der BER-Feuerwache – wie immer, wenn es brenzlig wird am Flughafen. Die Personalie war der einzige Tagesordnungspunkt. Doch der Bund versuchte bis zuletzt, die Entscheidung vertagen zu lassen. Mühlenfeld war der abgestimmte Vorschlag Berlins und Brandenburgs. Das Votum für ihn im Aufsichtsrat sei mit „großer Mehrheit“ gefallen, aber „ohne Zustimmung der Vertreter des Bundes“ erfolgt, sagte der amtierende Aufsichtsratschef, Brandenburgs Flughafenstaatssekretär Rainer Bretschneider. Nach Tagesspiegel-Informationen wurde Mühlenfeld mit 13 Ja-Stimmen gewählt; die beiden Bundesvertreter, die Staatssekretäre Rainer Bomba (CDU) und Werner Gatzer (SPD) stimmten gegen ihn. Der Neue nahm es gelassen. Er sei sicher, dass er auch mit dem Miteigentümer Bund konstruktiv zusammenarbeiten werde, sagte er. Möglichst bald wolle er als Nachfolger von Hartmut Mehdorn am Flughafen anfangen. Allerdings steht er noch bei Bombardier in Hennigsdorf unter Vertrag. Dort hieß es, man werde eine „tragfähige Lösung“ finden. Mühlenfeld gilt als durchsetzungsstarker wie diplomatisch geschickter Manager.

Absprachen vor Neujahrsempfang

Die politischen Absprachen waren am Morgen getätigt worden. Nicht in Schönefeld, sondern in der DGB-Zentrale in der Berliner Keithstraße. Vor dem traditionellen Neujahrsempfang zogen sich Berlins Regierungschef Michael Müller und sein Brandenburger Amtskollege Dietmar Woidke (beide SPD) zur Beratung zurück, um eine gemeinsame Linie für den Aufsichtsrat festzulegen. Schon da war klar, dass der Bund nicht einlenken und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) bis zuletzt pokern würde. Schon da waren sich Woidke und Müller einig, es im Notfall auf eine Mehrheitsentscheidung ankommen zu lassen. Schon da fiel auf, wie aufgeräumt, gelöst beide waren. Woidke deutete es an: „Jede weitere Verzögerung schadet dem Projekt.“

Der Neue will es richten

Zu seiner Motivation, die neue Aufgabe zu übernehmen, sagte Mühlenfeld: „Ich komme aus der Region, ich kenne mich in Brandenburg und Berlin bestens aus. Für mich ist es eine große Herausforderung, diesen Flughafen fertigstellen zu dürfen.“ Der neue Chef wird die schwierige Aufgabe haben, den neuen Airport nach jahrelanger Verspätung bis Ende 2017 endlich fertigzustellen. Planungsfehler und Baumängel haben das Projekt schon mehr als drei Jahre in Verzug gebracht. Bisher platzten vier Eröffnungstermine. Ursprünglich sollte der Flughafen Berlin Brandenburg im Oktober 2011 an den Start gehen. Zudem explodierten die Kosten auf mindestens 5,4 Milliarden Euro. Mehdorn und der BER-Aufsichtsrat hatten Mitte Dezember das zweite Halbjahr 2017 als Zeitraum für die schon mehrfach verschobene Inbetriebnahme des Airports genannt. Kurz darauf kündigte Mehdorn wegen Querelen mit dem Aufsichtsrat seinen Rücktritt an.

"Es ist gut, dass es nun endlich eine Entscheidung für die Führung des BER gibt. Karsten Mühlenfeld ist ein erfahrener Manager, der das Zeug dazu hat, das Projekt rasch zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Für den BER bedeutet das endlich Klarheit und Planungssicherheit." sagte Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg am Freitagabend.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) hält eine Eröffnung 2017 für „durchaus realistisch“. Hingegen kritisierte unter anderem der Verkehrsexperte der Grünen-Bundestagsfraktion, Stephan Kühn, der neue Hauptstadtflughafen sei zudem schon jetzt zu klein, um die zu erwartenden Passagierzahlen bei der Eröffnung bewältigen zu können. (mit dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false