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Else Aßmann, 110, älteste Deutsche, lebte in Wilmersdorf. Kurz vor ihrem 111. Geburtstag ist sie nun gestorben.

© Privat

Nachruf auf Else Aßmann: Unsere Gold-Else

An diesem Montag hätte Else Aßmann, die bislang älteste Berlinerin, fast noch einmal Geburtstag gefeiert, den fast unvorstellbaren 111. Doch drei Tage zuvor ist sie nun doch gestorben. Ein Nachruf.

Bisweilen kam es ihr geradezu komisch vor, wie lange sie nun schon gelebt hatte. Worüber sie zuletzt gelacht habe? „Mein eigenes Alter. 110? Das darf nicht wahr sein!“ Aber es war eben wahr, und so dachte sie immer, wenn sie morgens aufwachte: „Schön, dass ich noch da bin.“

An diesem Montag hätte Else Aßmann, die bislang älteste Berlinerin, fast noch einmal Geburtstag gefeiert, den fast unvorstellbaren 111., doch drei Tage zuvor ist sie nun doch gestorben. Bis zuletzt hatte sie in ihrer Wohnung nahe dem Fehrbelliner Platz in Wilmersdorf gelebt, die sie vor 40 Jahren bezogen hatte.

Sie war eine Frau mit Prinzipien, und für die Richtigkeit einer dieser Lebensregeln schien sie selbst, ihr schon mehr als biblisches Alter, der beste Beweis zu sein: Arztbesuche hielt sie für völlige Zeitverschwendung, sie erzählte auch gerne, dass sie in ihrem Leben nur zweimal bei einem Arzt gewesen sei. Und das, obwohl sie doch selbst gern Ärztin geworden wäre. „Aber das schickte sich für Mädchen aus höherem Haus nicht, deshalb ging ich auf die Haushaltsschule“, wie sie dem Tagesspiegel anlässlich des Muttertages 2012 erzählte. Mit ihrer Rolle als Mutter zweier Kinder verband sich ein weiterer Grundsatz ihres Lebens: Eine gute Mutter würde niemals „ihre Kinder im Stich lassen“. Und ärgern wollte sie sich über nichts mehr: „Das macht nur unnötig Falten.“

Sie stammte aus Baruth in Brandenburg, ihr Vater leitete die dortige Glashütte, die heute ein Museum ist. „Frisch gebackenes Brot und Blechkuchen, die Blumen aus unserem Garten und der Duft der frischen Pilze im Wald“ – das war der Geruch ihrer Kindheit. Mit zwölf Jahren besuchte sie die Höhere Schule in Potsdam, wurde 1917 in der Garnisonkirche konfirmiert, zu den Gratulantinnen gehörte sogar Kaiserin Auguste Viktoria.

Im selben Jahr lernte sie ihren späteren Mann Erich kennen, Industriekaufmann aus Schlesien, als dieser in der Fabrik ihres Vaters eine Stelle antrat – „die Liebe meines Lebens“. 1925 heirateten sie, lebten in Baruth, bis die Kriege ihre alte Welt zerstörten. „In den Wirren der letzten Kriegstage bin ich mit meinen kleinen Kindern in den Wald geflohen. Wir haben uns in Futtertrögen für Rehe versteckt“, berichtete sie von ihrer schlimmsten Zeit. Als der Betrieb 1948 enteignet wurde, zog die Familie nach West-Berlin.

„Der Ku’damm, das KaDeWe und die Menschen mit dem Herzen am rechten Fleck“, das vor allem gehörte für Else Aßmann zu Berlin, ihrer neuen Heimat. Seit mehr als 45 Jahren war sie dort Witwe, sie hinterlässt Tochter, Enkelin, Urenkel. Die Stadt hat sich in dieser Zeit stark verändert. Was es früher in Berlin nicht gab? „Parkplatzprobleme.“

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