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Berlin: Nadelöhr vor dem Aussichtsrad

Wohin mit den Touristenbussen, wenn das Rad sich dreht? Ausbau der Jebensstraße wahrscheinlich

Nach der Entscheidung des Senats für den Zoologischen Garten als Standort des Aussichtsrades fordern die Grünen im Abgeordnetenhaus Klarheit über die künftigen Verkehrsströme. Der Senat habe das Projekt „im Blindflug beschlossen“, erklärte die verkehrspolitische Sprecherin Claudia Hämmerling: „Bis heute fehlt das zwingend erforderliche Verkehrsgutachten für dieses Vorhaben, das wegen der Bedeutung der Verkehrsplanung investorenunabhängig erarbeitet werden muss.“ Die Stadtentwicklungsverwaltung teilt die Sorgen: „Das fehlende Verkehrsgutachten ist eine Lücke, die noch geschlossen werden muss“, sagte Sprecherin Manuela Damianakis.

Es fehle ein entscheidender Nachweis, ob der Standort überhaupt geeignet sei, monieren die Grünen. Sie fordern, das Vorhaben so lange zurückzustellen, bis ein Gutachten vorliegt, das erklärt, wie die Verkehrsströme abgewickelt werden sollen und insbesondere die BVG-Busse ohne größere Behinderungen weiterfahren können. Vor allem die erwarteten Reisebusse, die Touristen zum Aussichtsrad bringen werden, sehen die Grünen als Problem. Nicht jedoch der Baustadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf, KlausDieter Gröhler (CDU): „Daran wird das Projekt nicht scheitern.“

Das Verkehrsgutachten ist derzeit in Arbeit und wird in drei Verwaltungen gleichzeitig diskutiert: den Bezirksämtern Mitte und Charlottenburg-Wilmersdorf und der Senatsverkehrsverwaltung von Senatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD). Voraussichtlich Ende Januar sollen die Ergebnisse vorliegen. Mehrere Varianten spielen die Verwaltungen derzeit durch. Eine mit den größten Chancen, tatsächlich umgesetzt zu werden, ist die Anfahrt der Reisebusse und Autos durch die Jebensstraße hinter dem Bahnhof Zoo.

Käme es zu dieser Lösung, müsste die Einbahnstraßenregelung in der Jebensstraße aufgegeben werden. Die Einmündungen an der Hardenbergstraße und der Hertzallee würden durch Ampeln geregelt. Platz für parkende Autos wäre in der Straße dann voraussichtlich nicht mehr. Die sollen vor allem in dem neuen Parkhaus abgestellt werden können, das die Aussichtsrad-Investoren neben der Abflughalle planen und das Platz für bis zu 250 Pkw bieten soll. Die Reisebusse werden ihre Gäste an einer Wendeschleife absetzen, die in der Abflughalle untergebracht würde. Die Investoren setzen darauf, dass 80 Prozent der Aussichtsrad-Gäste mit der Bahn anreisen.

Das Gebäude der Abflughalle wird auf mehreren Geschossen eine Bruttogeschossfläche von 10 000 Quadratmeter haben. In der Halle sind auch Läden, ein Restaurant, die Kartenkassen sowie der Bereich für die Sicherheitsschleusen geplant. Jeder Besucher des Rades wird sich, wie am Flughafen, einer elektronischen Kontrolle unterziehen müssen.

Aussichtsrad-Projektentwickler Michael Waiser hält sich bei Aussagen über die diskutierten Verkehrs-Varianten zurück. Nur eine direkte Anbindung an die Straße des 17. Juni wird es mit großer Sicherheit nicht geben. Stadtrat Gröhler favorisiert eine „netzartige Lösung“, „bei der wir alle Straßen im Einzugsbereich ertüchtigen und für die neuen Bedingungen ausbauen“. Das würde auch die heute zweispurige Fasanenstraße und die Hertzallee betreffen. Den Hardenbergplatz möchte Gröhler „von einer Autoabstellanlage zu einem attraktiven Stadtplatz aufwerten“. Für die Anfahrt von Bussen und Autos zum Aussichtsrad soll er eine untergeordnete Rolle spielen.

Unterdessen hat die Technische Universität, die zu den Kritikern des Standorts zählt, mitgeteilt, sie erwäge derzeit keine Klage. „Wir werden schauen, wie das Planungsverfahren weiterläuft und unsere Bedenken stets einbringen“, sagte Sprecherin Kristina Zerges.

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