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Wer in einen Bus einsteigt und keinen Sitzplatz bekommt, sollte sich gut festhalten, rät die BVG.

© Mike Wolff

Nahverkehr: Vollbremsungen im Bus – Zahl der Verletzten stieg - vor fünf Jahren

Prellungen und Brüche: Vor fünf Jahren waren in den Berliner Bussen die Zahl der Verletzten, die nach einer Vollbremsung gestürzt waren, deutlich gestiegen. BVG-Mitarbeiter klagten über rücksichtslose Auto- und Radfahrer. Was Klaus Kurpjuweit damals schrieb.

Ein plötzlicher Ruck und dann hilft den Fahrgästen nur noch eins: festhalten. In den Bussen ist die Zahl der Verletzten, die nach einer Vollbremsung gestürzt sind, nach Angaben der BVG deutlich gestiegen. Aber auch bei Unfällen mit der Straßenbahn gibt es die meisten Verletzungen in den Fahrzeugen. Seltener sind solche „Gefahrenbremsungen“ bei der U-Bahn, aber ausschließen kann man sie auch dort nicht.

Schon lange klagen die Fahrer der BVG, dass sich die Gefahrensituationen häufen. Autofahrer schnitten immer häufiger die BVG-Fahrzeuge oder missachteten die Vorfahrt. Aber auch Fußgänger oder Radfahrer, die dicht vor den Bahnen oder Bussen die Straße überquerten, zwängen die Fahrer immer häufiger zum abruptem Bremsen, heißt es bei den Mitarbeitern. Auf der anderen Seite berichten Kunden von Busfahrern, die rücksichtslos ihre Vorfahrt durchsetzen wollten. Wer sich in einer solchen Situation nicht festhält, wird meist durch das Fahrzeug geschleudert und kann sich dabei schwere Prellungen und Brüche zuziehen. Um diese Gefahr etwas zu reduzieren, bremsen die Straßenbahnen möglichst nicht mit voller Kraft.

Statistisch ist das Jahr 2010 aus Sicht der BVG bereits jetzt dramatisch: 67 zumeist leicht Verletzte wurden bisher in den Straßenbahnen registriert. Das sind schon jetzt mehr als in den jeweiligen Gesamtjahren seit 2002. Auch die mehr als 300 Tramunfälle seit Jahresbeginn – davon gut 200 mit Autos und Lkw – liegen weit über dem Niveau der Vorjahre.

Wie viele Menschen sich bei Notbremsungen oder Ausweichmanövern in Bussen verletzen, schlüsselt die BVG nicht einzeln auf. Denn oft stolpern oder stoßen sich Fahrgäste einfach durch Zufälle oder kleine Unaufmerksamkeiten, sagt BVG-Sprecherin Petra Reetz. Andere schleppen sich verletzt nach Hause, ohne jemanden Bescheid zu sagen.

Für die Busfahrer gilt nach Auskunft von Reetz in jedem Fall, dass sie auch bei sehr leichten Verletzungen von Fahrgästen die Leitstelle informieren. Und diese hole im Zweifel lieber einmal zu viel den Rettungswagen als einmal zu wenig. Für die finanziellen Folgen ist die BVG über die Haftpflichtgemeinschaft Deutscher Nahverkehrs- und Versorgungsunternehmen (HDN) abgesichert, an die sich betroffene Fahrgäste wenden müssen, wenn sie Schadenersatz fordern. Statistiken dazu gab es bei der Versicherung auf Anfrage nicht. Die Mitglieder sichern sich gegenseitig ab, umgelegt werden am Jahresende nur die tatsächlich entstanden Kosten.

Der statistische Ausreißer bei der Straßenbahn ist laut BVG vor allem dem schneereichen Winter geschuldet, als immer wieder Autos in Straßenbahnen rutschten – mit entsprechenden Folgen für die Passagiere, die bei Vollbremsung oder Aufprall stürzten. Seit Jahresbeginn sind schon mehr als 20 Trams entgleist. „Normalerweise sind es fünf im ganzen Jahr“, sagt Reetz. Da die Bahn allerdings im Schotterbett ausrollt, passiert den Fahrgästen dabei in der Regel nichts.

In der Vergangenheit war vor allem nach schweren Unfällen diskutiert worden, in Bussen eine Anschnallpflicht einzuführen. Im Linienbetrieb mit dem häufigen Fahrgastwechsel sieht man hierfür aber keine Chance; Reisebusse sind inzwischen mit Gurten ausgerüstet. Wie auch Taxis. Doch nur selten schnallen sich Fahrgäste hier an; die meisten Fahrer kümmern sich auch nicht darum.

Jetzt will das Unternehmen eine Kampagne starten und Fahrgäste auffordern, sich in Bahnen und Bussen festzuhalten, wenn sie keinen Sitzplatz ergattert haben. Die Aktion soll auch die Kunden mit Kinderwagen motivieren, das Gefährt zu befestigen. Gurte gibt es in allen Mehrzweckabteilen der Bahnen und Bussen.

Der Beitrag erscheint in unserer Rubrik "Vor fünf Jahren"

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