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Seit zwei Tagen sitzt Napuli nun in der Platane auf dem Oranienplatz.

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Update

Protest in Berlin-Kreuzberg: Napuli verharrt weiter in der Platane am Oranienplatz

Drei Tage nach der Räumung des Flüchtlingscamps am Oranienplatz hockt immer noch eine Frau in der Platane. Am Abend bekam sie Besuch von Unterstützern. Runter kam sie nicht.

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Am Freitagmorgen saß sie nach Angaben der Polizei immer noch im Baum. Am Abend zuvor hatte sie unten auf dem Oranienplatz Napuli Langa Gesellschaft bekommen. Um 20.25 Uhr meldete die Polizei rund 120 Personen, die sich auf dem Platz versammelt hatten. Seit etwa 17.30 Uhr hatte sich der Auflauf „langsam aufgebaut“, hieß es aus dem Lagezentrum. Gegen 21.50 Uhr war noch von rund 100 Personen die Rede. Es sei alles friedlich. "20 hatten dann wohl keine Lust mehr", mutmaßte die Polizei.

Schon am Tage stellte sich die Situation nahezu surreal dar. Über dem geräumten Oranienplatz in Kreuzberg sitzt also die Refugee-Frau Napuli Langa, die als „Napuli“ bekannt wurde, oben auf der Platane und ruft lautstark Unverständliches. Sie ist in eine mit Blümchen bedruckte Bettdecke eingewickelt. Unbeirrt davon harken sechs BSR-Mitarbeiter in orangefarbenen Westen den Sand neben der Platane. Synchron. Viermal war die Feuerwehr am Mittwoch an der Platane, um der Flüchtlingsfrau auf dem Baum Wasser zu bringen. „Sie hat jedes Mal abgelehnt und auch den Transport verweigert“, sagt ein Feuerwehrsprecher. Am Donnerstagmorgen hat die Polizei die Feuerwehr beauftragt, einen Rettungssanitäter vorbeizuschicken. „Er hat mit ihr Kontakt aufgenommen und geschaut, wie es ihr geht. Ihr Zustand ist als unbedenklich eingestuft worden“, sagt ein Polizeisprecher.

Die Plastik-Wasserflasche, die ihr gebracht worden war, baumelt an einem langen Seil von einem Ast. „Wir sehen keine Veranlassung, die Frau mit Gewalt gegen ihren Willen von dem Baum zu holen“, sagt der Sprecher. Das werde erst in Erwägung gezogen, wenn sich ihr Zustand verschlechtert.

Weitere Flüchtlinge im Hungerstreik

Auch auf der nördlichen Seite des Oranienplatzes sind mehrere Flüchtlinge und Aktivisten in den Hungerstreik getreten. Sie haben ein Banner mit der Aufschrift „Refugee Hungerstrike“ aufgestellt. Aus Protest, da sie ihre Forderungen nicht erfüllt sehen. Sie verlangen ein Versammlungs- und ein Wohnzelt für Flüchtlinge, die noch keine feste Unterkunft bekommen haben.

Das Ganze ist als Mahnwache bei der Polizei angemeldet. „Von einem Hungerstreik wissen wir bislang nichts“, sagt ein Polizeisprecher. Rund um den Platz stehen Bereitschaftspolizisten. Unter anderem sollen sie auch aufpassen, dass bei der Mahnwache kein Zelt aufgestellt wird – dies wurde nämlich vom Bezirksamt untersagt.

Die Polizei hat unter der Platane auf dem Oranienplatz, auf der die Frau seit Dienstag ausharrt, zur Absicherung Turnmatten ausgelegt.
Die Polizei hat unter der Platane auf dem Oranienplatz, auf der die Frau seit Dienstag ausharrt, zur Absicherung Turnmatten ausgelegt.

© Tanja Buntrock

Refugee-Frau Napuli Langa auf dem Baum hat sich zwischenzeitlich wieder in ihre Bettdecke gehüllt und schweigt. Auf Fragen, die ihr Reporter hinter dem Absperrband vor dem eingezäunten Platz stellen, reagiert sie diesmal nicht. Zuvor soll sie aber gesagt haben, dass die neuen Unterkünfte „nur weitere Lager“ seien. Napuli Langa war im Januar mit der Polizei aneinandergeraten: Bei einer Eskalation zwischen Flüchtlingen und BVG-Mitarbeitern während einer Fahrscheinkontrolle in der U-Bahn soll sie einen Beamten gebissen haben. So lautet der Vorwurf der Polizei. Die Frau wiederum hat angezeigt, dass sie später auf der Wache beleidigt und ihr ein Eimer über den Kopf gestülpt worden sein soll. Die Polizei ist auf einen längeren Hungerstreik der Frau vorbereitet. Beamte tragen zunächst Wolldecken auf den Platz und drapieren sie unter der Platane. Dann schleppen sie dicke blaue Turnmatten herbei und legen sie unter den Baum. Falls die Frau fällt, fällt sie weich.

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