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Berlin: Neonazis drohen Polizisten mit Mord Staatsanwaltschaft reagiert auf Homepage mit Durchsuchung

Auf der ersten Seite erscheint eine Maschinenpistole des Typs „Uzi“, auf der dritten sind zwei Kriminalbeamte abgelichtet: Ein Neonazi, möglicherweise auch eine Gruppe, hat im Internet zum Mord an Berliner Polizisten aufgerufen. Über den Bildern der zwei Staatsschützer stand: „Die Kugel ist für Dich!

Auf der ersten Seite erscheint eine Maschinenpistole des Typs „Uzi“, auf der dritten sind zwei Kriminalbeamte abgelichtet: Ein Neonazi, möglicherweise auch eine Gruppe, hat im Internet zum Mord an Berliner Polizisten aufgerufen. Über den Bildern der zwei Staatsschützer stand: „Die Kugel ist für Dich!“. Die Homepage „ www.SS88.de ; gab es noch nicht lange, dennoch entschieden sich die Polizei und die für extremistische Straftaten zuständige Abteilung 81 der Staatsanwaltschaft für ein rasches Einschreiten. Am Dienstag wurde „ein Objekt“ in Berlin durchsucht. Die Polizei beschlagnahmte unter anderem ein Handbuch zum Bombenbau, zwei Computer und Schlagringe. Die Homepage wurde abgeschaltet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Bedrohung. Geprüft wird, ob Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verwandt wurden und, sollte es mehrere Täter geben, eine kriminelle Vereinigung gebildet worden ist.

Aus der Homepage selbst ergaben sich Anhaltspunkte für mögliche Bezüge zu ähnlichen Straftaten der rechten Szene. Die Parole „Die Kugel ist für Dich!“ ist der Titel eines Songs, in dem die rechtsextreme Band „White Aryan Rebels“, abgekürzt „War“ (Krieg), mehreren Prominenten den Tod androht. Genannt werden unter anderem die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Michel Friedman, die Fernsehstars Alfred Biolek und Hella von Sinnen sowie die Söhne von Boris Becker. Die Band bedroht auch zwei Berliner Kriminalpolizisten, außerdem sind sie im Booklet abgebildet. Der Song findet sich auf der CD „Noten des Hasses“, die seit Anfang 2001 in der rechten Szene kursiert. Gegen die aus Berlin stammenden „White Aryan Rebels“ wird seit langem ermittelt. Einzelheiten teilen Polizei und Staatsanwaltschaft nicht mit.

Ob die Band oder eines ihrer Mitglieder für die neue Homepage verantwortlich ist, bleibt unklar. Unübersehbar war jedoch die Einbindung in das ostdeutsche Neonazi-Milieu. Auf der Website wurden „Kameraden“ aus Berlin, Potsdam, Königs Wusterhausen, Jüterbog, Luckenwalde, Dresden und Zittau gegrüßt. Besondere Sympathie galt der englischen Terrorgruppe „Combat 18“. Ein Ableger von „Combat 18“, die „White Wolves“, verübten 1999 Bombenanschläge in London.

Berliner Neonazis haben mehrfach Steckbriefe mit Daten von Polizisten und anderen Gegnern produziert. Zuletzt hatte die „Kameradschaft Tor“ auf ihrer Homepage Beamte ins Visier genommen. Frank Jansen

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