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Berlin: Neue Ausstellung zur East Side Gallery in Friedrichshain

Ganze 15 Mal hat der Berliner Künstler Günther Schäfer sein berühmtestes Bild an der East Side Gallery bisher nachmalen müssen. Autoabgase, Spritzwasser, mehr aber noch Graffiti und Beschädigungen machten dem 11 Meter langen und 3,5 Meter hohen "Vaterland" zu schaffen, das einen Davidstern auf schwarz-rot-goldener Fahne zeigt.

Ganze 15 Mal hat der Berliner Künstler Günther Schäfer sein berühmtestes Bild an der East Side Gallery bisher nachmalen müssen. Autoabgase, Spritzwasser, mehr aber noch Graffiti und Beschädigungen machten dem 11 Meter langen und 3,5 Meter hohen "Vaterland" zu schaffen, das einen Davidstern auf schwarz-rot-goldener Fahne zeigt. Eine neue Ausstellung im Heimatmuseum Friedrichshain, die heute eröffnet wird, dokumentiert das Ausmaß der Zerstörung und des Verfalls.

Auf 16 Fotos, aufgenommen zwischen April 1990 und Januar 1998, sind auf das Bild gesprühte Kommentare wie "Spekulanten, nein danke" oder "Hisbollah" sowie die Spuren wiederholter Farbbeutelwürfe zu erkennen. Schäfer spricht von "morbidem Frust", der ihn angesichts der immer neuen Attacken überfällt. Nicht alle der einstmals 106 Motiven sind dermaßen beschädigt worden. Doch die Ausstellung mit ihrer fotografischen Gegenüberstellung des Ursprungs- und Gegenwartszustandes macht deutlich, wie dringend das 1,3 Kilometer lange Kunstwerk eine Sanierung braucht.

Birgit Kinders "Test the Best" zum Beispiel, ein Trabi, der aus der Mauer herausfährt, ist unter den Graffiti mittlerweile völlig unkenntlich geworden. Das zierliche Hinweisschild der Denkmalschutzbehörde, diese Kunstwerke nicht zu beschädigen, wirkt da fast wie Hohn. "Das war doch eine einmalige Sache, so viele Menschen kamen 1990 aus allen Ländern der Erde und fingen an zu malen. Ich finde es immer noch faszinierend, wie sehr in allen Bildern die Sehnsucht nach Freiheit zum Ausdruck kommt", begeistert sich die Friedrichshainer Kulturamtsleiterin Jutta Richter. Die Ausstellung solle ideelle Unterstützung für die Künstler bieten, von denen sich einige mittlerweile in ihrem Kampf für die Erhaltung der Gallery in einer Künstlerinitiative zusammengefunden haben. Die Berliner dürften nicht vergessen, was für einen Schatz sie damit hätten. Richter: "Hier kommen oft Besucher von außerhalb her und fragen, warum wir als Kulturamt nichts gegen den Verfall unternehmen, da fühle ich mich richtig hilflos. Zumindest aufmerksam machen wollen wir."

Nicht nur Finanzierungsschwierigkeiten verzögern die Sanierung der Mauer. Ungeklärt ist noch immer, wem sie eigentlich gehört. Mit dem Einigungsvertrag fiel das deutsche Grenzland zwar an den Bund. Dieser erklärte die Berliner Mauerteile aber als "nicht fest mit dem Grundstück verbunden" und schob die Verantwortung für Unterhalt und Restaurierung auf das Land Berlin. "Die Grenze flattert jedoch. An einigen Stellen berührt die Mauer den Bürgersteig, der in die Zuständigkeit des Tiefbauamtes und damit in die des Bezirks gehört", erklärt Sybille Schulz vom Landesdenkmalamt. Zudem gebe es noch mehrere nicht abgeschlossene Verfahren zur Rückübertragung.

In der Ausstellung ist außerdem das Modell eines Mauermuseums zu sehen, mit dem zwei Architekturstudentinnen die East Side Gallery beleben möchten. Der dreiteilige Bau soll nach ihren Vorstellungen einmal Lehrstätte, Museum, Tagungs- und Informationszentrum sowie Bibliothek über Mauern in der ganzen Welt sein. Konkrete Planungen gibt es dafür noch nicht. ulgVom 5. Oktober bis 4. März, dienstags und donnerstags von 11 bis 18 Uhr sowie sonnabends 13 bis 18 Uhr, Heimatmuseum Friedrichshain, Marchlewskistraße 6.

Vom 5. Oktober bis 4. März[dienstags], don

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