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Berlin: Neue EDV bringt der Polizei nur Ärger

Beamte klagen über ständige Abstürze des Computersystems „Poliks“

Der Name ist sperrig: Doch das neue Computersystem „Polizeiliches Landessystem zur Information, Kommunikation und Sachbearbeitung“ (Poliks) soll den Beamten Erleichterung bringen – eigentlich. Aber viele Beamten haben schlechte Laune, seit es in der vergangenen Woche offiziell bei der Berliner Polizei eingeführt wurde. „Wir sind frustriert, weil das System so schlecht ist. Bei uns gibt es kein anderes Thema mehr“, fasst ein Kripo-Ermittler die Stimmung unter seinen Kollegen zusammen.

So habe es am Mittwoch beispielsweise vier Stunden gedauert, bis die Fahndung nach einem Straftäter im System gelöscht werden konnte, berichtet ein Beamter. Die Fahndung, die längst abgeschlossen war, sollte eigentlich mit einem Mausklick in Sekundenschnelle gelöscht werden können. „Nun haben unsere Beamten stundenlang weiterhin nach einem Täter gesucht und konnten sich nicht um andere Fälle kümmern“, sagt der Ermittler. Auch Beamte auf den verschiedenen Polizeiwachen in der Stadt berichten, dass die neue EDV ihnen bislang keine Erleichterung gebracht hat. Will ein Bürger eine Anzeige aufgeben, „müssen wir wie bisher Vordrucke ausfüllen, weil die Computer ständig abstürzen und offline sind“, berichtet ein Polizist. Aus diesem Grund „zittern auch Kripo-Beamte jedes Mal, wenn sie bei einer Vernehmung die Zeugenaussagen tippen“: Plötzlich sei die komplette Aussage unwiederbringlich verschwunden. Und wenn es doch einmal klappte, dauerte es mindestens 30 Minuten, bis das Protokoll ausgedruckt ist. So lange müssten die Zeugen dann warten. „Früher ging das ganz fix“, heißt es.

73 Millionen Euro hat die Behörde für das neue System ausgegeben. Mit dem Ziel, dass die Fälle schneller, übersichtlicher und effizienter bearbeitet werden können. Dazu zählt auch, dass ein Arbeiten nahezu ohne Papierverkehr möglich sein sollte. „Davon sind wir noch weit entfernt“, sagte ein Ermittler. So sind beispielsweise die sieben Gefangenensammelstellen und das Polizeigewahrsam noch nicht an Poliks angeschlossen. Eine spezielle Softwarekomponente für sie fehlt. Die Polizeiführung gab gestern zu, dass es „zeitweise zu technischen Problemen“ kam. So konnten Anfragen und Eingaben nur mit „erheblichen Verzögerungen“ bearbeitet werden. In der Nacht zu Donnerstag hätten deshalb Computerspezialisten das System verbessert und Hardware-Teile ausgetauscht. Die Kriminalitätsbekämpfung sei nach wie vor „im erforderlichen Umfang gewährleistet“.

Vielen Beamten ist unklar, warum die Berliner Polizei nicht auf ein System, das sich bereits in anderen Bundesländern bewährt hatte, zurückgegriffen hat. So ist bei der Hessischen Polizei bereits vor drei Jahren ein neues System (Polas und Comvor) eingeführt worden. „Es ist stabil. Uns erleichtert es die Arbeit sehr“, sagte ein Polizist aus Hessen. Zusammen mit dem Land Hamburg wurde diese EDV entwickelt. Mehrere Bundesländer wollten sie als Grundlage für ihre Neustrukturierung benutzen, hieß es.

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