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Jute Lage, würde der Berliner sagen. Wer aus dem Hauptbahnhof stolpert, landet gleich im Amano-Hotel von Ariel Schiff an der Europa-City. Das Foto entstand auf der Dachterrasse.

© Georg Moritz

Neue Hotelkette in Berlin: Hallo Hauptbahnhof, Hallo Nachbarn!

Ariel Schiff eröffnet ständig neue Hotels. "In Berlin kennen wir uns aus", sagt er - logo! Er ist ja auch Berliner.

Niemand hatte die Absicht, eine Hotelkette zu gründen. Aber manchmal entwickeln die Dinge ein Eigenleben, und im Fall von Ariel Schiff steht nun plötzlich oben auf der Pressemitteilung: „Amano Group expandiert bis Ende 2018 mit fünf neuen Häusern in Berlin“. Zwei gibt es schon seit ein paar Jahren, das Amano und das Mani – gut, einigen wir uns auf „Gruppe“. Und Schiff, der eigentlich immer nur mit Immobilien handeln und sie entwickeln wollte, ist nun plötzlich einer von vielen Hechten im Karpfenteich der Berliner Hotellerie.

Der heute 49-jährige gebürtige Berliner hat seine Jugend in Spanien verbracht, wo seine Eltern einen Club betrieben. Nach dem Studium und der Rückkehr nach Berlin stürzte er sich in die Immobilienbranche. Ihm und seinen Partnern gehörte ein 50-Zimmer-Hotel in Neumünster – doch dessen Betreiber rutschte in die Pleite. „Da haben wir erst einmal allein weiter gemacht“, sagt Schiff, „und weil wir keinen Nachfolger gefunden haben, blieb es dabei.“

Überall macht der Berliner seine Hotels auf

Später kam noch ein ähnliches Projekt in Delmenhorst hinzu. Und wie dann die Zeiten so waren in der Krise um 2008, als kein Mensch Geld für Berliner Büros bezahlen wollte, da dachten Schiff und seine Leute über ihre Filetgrundstücke nach und fanden: „Unsere Hotels da draußen laufen, wir müssen also irgendwas richtig machen.“

So kam es zum Neubau des Hotels „Amano“ in der Auguststraße, das 2009 eröffnet wurde. Das „Mani“ in der Torstraße folgte 2012. Schiff sortiert diese Häuser in die Drei-Sterne-Kategorie ein, „aber mit Zimmern und Ausstattungen für vier Sterne“. Das Geld wird nicht in große Hallen mit sichtbarem Luxus, in Doormen oder Spas gesteckt, sondern in Lage und Atmosphäre.

Oben gibt es einen Dachgarten, unten 250 Zimmer

Boutique-Hotels? Das treffe es nur zum Teil, sagt Schiff, weil die in der Regel sehr design-orientiert seien, während der Amano-Stil doch eher lässiges, aber gekonntes Understatement bedeute, individuell umgesetzt von jungen Architekten, die nicht auf den üblichen Hotelstil abonniert seien. „Deshalb haben wir uns beim Amano auch sehr intensiv um die Bar gekümmert.“ Die wurde nämlich, so rühmt er das Konzept, „zur ersten Berliner Hotelbar, die wirklich funktioniert“. Und dann war da noch die Dachterrasse, die im Sommer ein international bekannter Anziehungspunkt ist.

Beim noch kleineren „Mani“ in der Torstraße dient das Restaurant als Hebel. Schiff fand eine Nische: moderne israelische Küche, die das Lebensgefühl von Tel Aviv transportiert, „die ist heute ein internationaler Trend“. Einmal im Jahr fliegt er mit Küchenchef und Restaurantleiter hin, um sich inspirieren zu lassen; das Konzept funktioniert.

"In Berlin kennen wir uns aus"

Im August folgt nun der nächste Schritt: Das „Amano Grand Central“ in der Invalidenstraße gleich nördlich des Hauptbahnhofs, am Rand der Europa City. Ähnliches Konzept mit Bistro und Dachgarten und „Sky Bar“ – aber mit 250 Zimmern viel größer und wegen der anderen Lage viel stärker an Geschäftskunden orientiert, die einen Tagungsort in verkehrsgünstiger Lage suchen, aber nicht auf die kommunikative Stimmung der anderen Hotels verzichten wollen. Es sollte eigentlich längst fertig sein, doch die unerwartete Insolvenz einer wichtigen Baufirma brachte den Zeitplan ins Trudeln.

Deshalb rücken nun alle Neueröffnungen ein ganzes Stück dichter zusammen als beabsichtigt. Januar 2016: Wieder ein typisches Amano, und zwar in der Großen Präsidentenstraße zwischen Monbijouplatz und Hackeschem Markt, wieder Dachterrasse, wieder Bar im Erdgeschoss. Und ein Apartmenthaus in der Linienstraße in Mitte, das sich vor allem an den Bedürfnissen von Langzeitgästen orientiert, mit 34 Wohnungen ohne Gastronomie. Noch bis Ende nächsten Jahres soll der Bau des Amano-Hotels am nördlichen Ende der Friedrichstraße dauern, wo die Gruppe derzeit nur eine Gin-Tonic-Bar betreibt. Mit 94 Zimmern und einem gläsernen Aufzug auf der Hofseite ist es Schiffs erstes Projekt, das in einem schon existierenden Gebäude realisiert wird.

Die Amano-Perspektiven reichen gegenwärtig bis 2018. Dann nämlich soll das Hotel an der Stralauer Allee, nahe dem Ostbahnhof, fertig sein, das mit 200 Zimmern wieder mehr in der Grand-Central-Liga spielt.

Ach, Amano? Ein Kunstwort? Nein, erklärt Schiff, das kommt aus seiner spanischen Zeit, „a mano, das heißt so was wie: zur Hand, greifbar, in der Nähe“. Greifbar bleibt Schiff auf jeden Fall: „Wir konzentrieren uns auf Berlin – hier kennen wir uns aus.“

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