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Der Britzer-Autobahntunnel in Berlin-Neukölln

© Kai-Uwe Heinrich

Update

Neue Statistik über Berliner Tempovergehen: Britzer Tunnel behält seinen Blitzerrekord

Die Zahl der Rotsünder und Raser auf Berlins Straßen war 2016 rückläufig. Die Polizei sieht darin aber keinen Beleg für ein Umdenken der Autofahrer.

Die 18 stationären Blitzer haben im vorigen Jahr weniger Tempoverstöße registriert als im Jahr 2015 – Entwarnung bedeutet das aber nicht. Das geht aus einer parlamentarischen Anfrage des Abgeordneten Harald Moritz (Grüne) hervor. Demnach erfassten die Geräte von Januar bis Dezember insgesamt 184.873 Geschwindigkeits- und 32.893 Rotlichtverstöße. Zwar lag im gesamten Jahr 2015 die Zahl bei 270.653, an roten Ampeln wurden damals 33.087 Verstöße gezählt, doch Harald Moritz glaubt trotz der gesunkenen Zahl an Tempoverstößen nicht, dass es rücksichtsvoller auf Berlins Straßen läuft.

„Es wäre wünschenswert, wenn es ein Umdenken bei den Autofahrern gibt, aber ich befürchte, das ist nicht der Fall“, sagt Moritz und verweist auch darauf, dass für den Dezember noch keine Zahlen vorliegen. Auch bei der Polizei begründete man den Rückgang nicht mit Umdenken, sondern dem steigenden Bekanntheitsgrad der Blitzer, technischen Hilfsmittel, die Autofahrer vor bekannten Radarfallen warnen, und damit, dass drei Geräte eine längere Zeit defekt waren. „Der Blitzer am Wolfensteindamm wurde beispielsweise mutwillig beschädigt und war neun Monate nicht in Betrieb“, sagte ein Polizeisprecher.

Erstmal keine neuen Blitzer

Harald Moritz plädiert indes für die Aufstellung weiterer Blitzer. „An neuralgischen Kreuzungen, wo wir Unfallschwerpunkte haben, ist das sinnvoll.“ Auch vor Schulen, Kitas und Seniorenheimen hält Moritz weitere stationäre Radarfallen für angemessen. „Aus Sicht der Verkehrssicherheit ist das einfach geboten.“

Tatsächlich hat die Polizei im vergangenen Jahr ihren Bestand an stationären Blitzern von 14 auf 18 Geräte ausgebaut. Hinzu kommen 22 mobile Geschwindigkeitsmessfahrzeuge und 61 Handlasermessgeräte. Von der Senatsverwaltung für Inneres hieß es aber, dass für 2017 keine weiteren „konkreten Planungen zur Neubeschaffung stationärer Überwachungsanlagen existieren“. Im Koalitionsvertrag hatten die rot-rot-grünen Koalitionäre dagegen noch angekündigt: „An Unfallschwerpunkten und in sensiblen Bereichen werden mit mobilen und fest installierten Anlagen die Geschwindigkeit und Rotlichtverstöße stärker überwacht.“

Blitzer lohnen sich - für die Verwaltung

Die meisten Raser erwischte, wie schon in den Vorjahren, der Blitzer im Britzer Tunnel. Von Januar bis November löste die Geschwindigkeitsmessanlage 78.821 Mal aus. Im Durchschnitt gibt es also 215 Fälle pro Tag oder, anders gerechnet, alle sieben Minuten einen Tempoverstoß. Das Gerät am Siemensdamm Ecke Nikolaus-Groß-Weg in Spandau registrierte 32.458 Tempoverstöße, 25.504 waren es in der Schildhornstraße, Ecke Gritznerstraße, in Steglitz. Der Spandauer Blitzer ist gleichzeitig Spitzenreiter bei registrierten Rotlichtverstößen: 7.631 gab es hier, es folgt die Kontrollstelle am Autobahnanschluss Tempelhofer Damm, wo 5.707 Fahrer die Rotphase missachteten.

Die stationären Blitzer stellen indes eine lukrative Einnahmequelle für das Land dar. Mehr als 3,5 Millionen Euro spülten die Geräte in die Kassen der Bußgeldstelle. Zieht man die Betriebskosten der Geräte ab (rund 150.000 Euro) bleibt ein dickes Plus. Insgesamt nahm die Bußgeldstelle durch alle 3.717.723 Verkehrsordnungswidrigkeiten sogar 74,4 Millionen Euro ein.

In manchen Bezirken kann man kaum falschparken

Auch die einzelnen Tatbestände der Verkehrsordnungswidrigkeiten hat Moritz abgefragt. Mit über 2,5 Millionen Delikten schlagen dabei Verstöße im ruhenden Verkehr, vor allem Falschparker, am stärksten zu Buche. Es folgen mit weitem Abstand Geschwindigkeitsverstöße, Verkehrsunfälle und Rotlichtverstöße. Handy-Delikte wurden in 14.353 Fällen erfasst.

Interessante Einblicke auf die Parksituation auf Berlins Straßen liefert auch die Auflistung der Delikte nach Bezirken. Hier liegen lediglich die Zahlen der bezirklichen Ordnungsämter vor, die für die Parkraumbewirtschaftung verantwortlich sind und Falschparker aufschreiben. Das wird in den verschiedenen Bezirken aber vollkommen unterschiedlich gehandhabt. In Mitte, wo es eine dichte Parkraumbewirtschaftung gibt, wurden von Januar bis Ende November 560.801 Verstöße gezählt, während im Außenbezirk Marzahn-Hellersdorf, wo kostenfrei geparkt werden kann, gerade einmal 24.962 Verstöße aufgelistet wurden.

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