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Neuer Eisbär im Berliner Tierpark: Wolodja isst am liebsten Wassermelone

Etwas kräftiger, etwas rabaukiger als Knut: So präsentiert sich Berlins neuer Eisbärjunge. Im Tierpark ist er nun vormittags zu sehen.

„Ach Gottchen“, „ein charming Kerl!“, „Kopfstand, wie süß!“ – diesmal herrschte an der hohen Schutzmauer rund um die Eisbärenanlage im Tierpark Verzückung. Eine Gruppe junger Hebammen wollte sich gar nicht mehr trennen. Zwar war längst nicht so viel los wie zu Knut-Zeiten im Zoo, aber selbst Journalisten aus den USA zückten in Friedrichsfelde ihre Kamera. Das ist er also, Wolodja, ein Dreivierteljahr alt, knapp 200 Kilo schwer, noch mit typisch dunkelgelbem Tarnfell.

„Ich hab mir den viel kleiner vorgestellt“, sagt eine Tierfreundin. Der von Zoopflegern mit dem Fläschchen aufgezogene Knut wirkte in dem Alter etwas schmaler und vergleichsweise kindlicher.

Das selbstbewusste junge Männchen Wolodja aus dem Drillingswurf von Simona und Vrangel aus dem Moskauer Zoo war bei vollem Bewusstsein in einer Holzkiste nach Frankfurt geflogen worden. Dann wurde er in seiner Kiste mit Luft- und Lichtlöchern in einen Transporter für die Autobahnweiterfahrt verladen. „Als er bei uns am 9. August ankam, ist er ganz selbstverständlich herausgelaufen“, sagt Säugetierkurator Florian Sicks. Aus Moskau kamen auch Takine, als Gegengeschenk zogen Murmeltiere und Rüsselspringer nach Russland.

Der Tierpark hat Transportkosten fürs Eisbärenmännchen bezahlt, mehr nicht. Den Namen Wolodja hat ihm Tierparkdirektor Bernhard Blaszkiewitz gegeben, als Dank an den Moskauer Zoodirektor Wladimir Spitsin, jetzt Rentner. Wolodja ist die Koseform von Wladimir. Kurator Florian Sicks zufolge ist der neue Berliner Eisbär den guten Kontakten zwischen den Zoochefs zu verdanken. Blaszkiewitz holte vor zwei Jahren die junge Eisbärin Tonja aus dem Zoo Rostov am Don in den Tierpark.

Das Weibchen, ebenfalls im Zoo Moskau geboren, hat die Eltern Murma und Untai, die noch im natürlichen Lebensraum geboren wurden. Sonst war der Zoodirektor bei Tiervorstellungen stets anwesend, nicht aber am Freitag. Zu den – falschen – Vorwürfen einer angeblichen Verwandtschaft von Tonja und Wolodja sagten Tierschützer, angeblich gebe es im Zuchtbuch des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms da eine Unregelmäßigkeit bei den Eintragungen, so kam es zur Verwechslung.

Wolodja hat jedenfalls gleich neugierig seine Pfote zu Tonja durchs Gitter gestreckt, sie sei aber noch etwa ängstlich. Es werde den Jungtieren guttun, dass sie Spiel- und Sozialpartner haben, denn die 32-jährige Eisbärin Aika komme den Anstubsereien von Tonja eher nicht nach. Aika und Männchen Troll, 25, werden nun im Wechsel mit den Jungbären auf die Außenanlage gelassen. Was den Aktivisten des Tierrechtsvereins „Endzoo“, Frank Albrecht, zur Kritik veranlasste, Berlin würde gegen das Tierschutzgesetz verstoßen. 80 Prozent aller Zooeisbären zeigten krankhafte Verhaltensmuster, wie auch Aika, Troll und früher selbst Knut. Er fürchte um Tonja und Wolodja. Florian Sicks sagte, man erfülle die gesetzlichen Vorgaben. Für ein zweites Außengehe fehle das Geld.

Selbst ein Bild vom Neuen machen können sich die Berliner immer vormittags von 8 bis 13 Uhr, danach darf Tonja raus, dann die Alten. Wolodja war hochagil, schwimmbegeistert, warf Stöckchen mit dem Maul ins Wasser und sprang hinterher. Seine Lieblingsspeise? Was das Croissant für Knut war, ist die Wassermelone für Wolodja.

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