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Berlin: Neuer Kapitän auf dem Flaggschiff

Von München nach Berlin: Adlon-Chef Stephan Interthal

Er sieht das ganz gelassen, der Schweizer Vorstandsvorsitzende der Hotelgruppe Kempinski, die weltweit 95 Häuser betreibt. Reto Wittwer fragt in die Runde, was man wohl einem Hoteldirektor zum Geburtstag schenkt, ein Buch oder eine Flasche Wein? Die Zufälle des Lebens haben es nun so gefügt, dass in diesem Fall ein Prestigehotel mit dem Namen Adlon präsentiert wird. Das kommt in der Hotellerie sicher nicht alle Tage vor, aber gestern konnte die komplette Belegschaft des Traditionshauses am Pariser Platz miterleben, wer der Beschenkte ist: ihr neuer Chef. Der heißt Stephan Interthal, kommt aus München, wurde gestern 49 Jahre alt und ist der neue Direktor des Hotels Adlon.

Kempinski musste handeln, um Schaden vom Ruf seines Traditionshotels abzuwenden. Der bisherige Direktor Thomas Klippstein war am Beginn seiner Karriere im Warnemünder Hotel Neptun ein IM des Staatssicherheitsdienstes, das hatte eine NDR-Reportage über das bekannte Hotel am Ostseestrand ans Licht gebracht. Reto Wittwer war, als er davon am Telefon erfuhr, „ziemlich schockiert“, hat sich aber, wie es seine väterliche Art ist, zunächst vor seinen Mann gestellt, der im übrigen – nicht nur im Kempinksi-Luxushotel Heiligendamm – „einen guten Job“ gemacht hat. Nach dem Studium diverser IM-Berichte war klar, dass so ein Mann an so einem Ort nicht zu halten war. Klippstein bot seinen Rücktritt an. „Jeder muss mit seiner Vergangenheit klarkommen“, sagt Wittwer. Mit einem neuen Direktor sei „die Affäre Klippstein“ nun beendet.

Stephan Interthal bezeichnet sich selbst als einen positiv denkenden Menschen, neue Aufgaben seien stets eine Chance, er möchte die erfolgreiche Arbeit seines Vorgängers fortsetzen. Der neue Adlon-Chef („geboren in Wetzlar, aber eigentlich Hannoveraner, verheiratet, ein 28-jähriger Sohn“) arbeitet seit 30 Jahren im Hotelfach. Er startete seine Karriere im Interconti Hamburg und stieg die Leiter Stufe für Stufe hoch. Seit Ende 2004 ist Interthal Direktor im „Vier Jahreszeiten“ München, das ebenfalls zur Kempinski-Familie gehört. Innerhalb kurzer Zeit, sagt Kempinski-Boss Wittwer, habe er das Haus für die Zukunft fit gemacht und viele bauliche und konzeptionelle Änderungen eingeführt. Er wird auch in Berlin großen Wert aufs Betriebsklima legen, denn „das überträgt sich sofort auf die Gäste, die ansonsten sehr schnell merken, dass die Chemie nicht stimmt“. Bei Stephan Interthal stimmt sie, der neue Job sei „Höhepunkt und Meilenstein der bisherigen Karriere“. Was soll er auch sonst sagen?

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