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Berlin: Neues aus Punkow

504 Seiten aus einem schrillen Leben: Nina Hagen stellt ihre Autobiographie vor

Es gibt viele Gründe für ein neues Buch. Das von Nina Hagen heißt „That’s why the Lady is a Punk“ und als Grund gab die Diva an, ein Weihnachtsgeschenk für ihre Freunde gebraucht zu haben. Das hat sie nun – 504 Seiten dick und damit gut vier Kilo schwer. Und schon in der ersten Auflage ausverkauft, wie sich gestern bei Hugendubel Verleger Oliver Schwarzkopf freute. Jetzt wird nachgedruckt.

Fast ein wenig brutal, trotzig sowieso blickte Nina Hagen auf allen Etagen der Buchhandlung den Besuchern vom Plakat ins Gesicht. Die Augen dämonisch tiefschwarz umrandet, den vollen Mund noch voller geschminkt, zwischen den Lippen lasziv eine „Fluppe“. Live sah sie dagegen dann fast lieb aus, wenngleich auch gewohnt schrill in Netzstrümpfen und Schwindel erregend hohen Lackschuhen, deren Spitze ein Totenkopf zierte. In der schwarzen Haarmähne flatterten bunte Schmetterlinge neben roten und grünen Bändern, das Ganze gekrönt von einer grünen Sonnenbrille. Auf den riesigen Augen grüner Glitzer – die 47-jährige Lady ist immer noch ein Punk.

Warum man ihr Buch über ihr wildes Leben, mit dem sie seit fast drei Jahrzehnten auch immer wieder die Medien füttert, kaufen soll, wusste sie auch nicht so recht zu sagen. Überhaupt machte sie ihrem Ruf mal wieder alle Ehre. Redete viel und sagte dabei fast nichts, berlinerte, rollte mal bayrisch-fränkisch das R, babbelte dann wieder gemütlich Hessisch und entschuldigte sich, in Kopenhagen Deutsch verlernt zu haben – „you know?“. In Kopenhagen lebt ihre neueste große Liebe, der 25-jährige Rocco. Ja, den werde sie heiraten – aber nicht zu Weihnachten, sondern im März. In Indien – bei einem „göttlichen“ Festival in einem Ashram. Von heiligem Feuer sprach die Diva – „schamanisch“ ist ihr neues Lieblingswort.

Auch neue Projekte deutete sie an – „umwerfende Botschaften“ gebe es bald von ihr an die Menschheit, sagt sie, und ganz sicher noch sehr viele Bücher über sie, diese „kleine, komische Frau“. Die spielte gestern mit den ernsthaften Fragern vor sich, rutschte auf ihrem minikurzem Rock hin und her, und eigentlich ist ihr das alles wohl ziemlich wurscht. Das Buch ist sowieso ein Selbstläufer. Der Star Nina Hagen allerdings nicht. Harte Arbeit steht hinter ihrem Namen, und deshalb waren ihre jüngsten Konzerte in Amerika ausverkauft. Wie damals in den 70ern, als die fast noch Halbwüchsige ihren Hit „Du hast den Farbfilm vergessen“ lancierte und im thüringischen Gera damit das ehemalige fürstliche Residenztheater füllte.

Heidemarie Mazuhn

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