zum Hauptinhalt

Berlin: Neues Jahr, neues Glück – und jede Menge gute Vorsätze

Rauchen aufgeben, gesünder essen, mehr Sport: Das dürften die Lieblingswünsche für 2003 sein. Wie schon für 2002, 2001, 2000, 1999. Pro & Contra: Soll man sich überhaupt etwas vornehmen?

Im Roman geht es so: Bridget Jones, 33 Jahre alt, vollschlank, Single, notiert ihre Wunschliste fürs neue Jahr in ihr Tagebuch: weniger Alkohol trinken, mindestens dreimal pro Woche ins Fitnessstudio, gute Bücher lesen, die Finger von den falschen Männern lassen, und vor allem: mit dem Rauchen aufhören. Natürlich scheitert Bridget mit ihren guten Vorsätzen, und zwar schon am 1. Januar. Autorin Helen Fielding lässt sie die trotzdem gerauchten Zigaretten zählen (22), die nach wie vor zu vielen Kilos, den Wein, das Bier, und der „falsche Mann“ lässt auch nicht lange auf sich warten. Arme Bridget, denkt man beim Lesen.

Aber wer kennt das nicht: In der lustigen Silvesterrunde sind alle voller Vorsätze für die Zeit nach null Uhr und voll des guten Mutes, was die Umsetzung betrifft. Aber fünfmal am Tag frisches Obst zu essen – wie es Gesundheitsratgeber empfehlen – wer schafft das wirklich? Schnell kehrt der Schlendrian ein, die guten Vorsätze werden aufs nächste Jahr verschoben. Der US-amerikanische Psychologe John Norcross von der Universität Scranton in Texas hat herausgefunden, dass sich jeder zweite Amerikaner zu Silvester etwas Gutes vornimmt, doch allein 25 Prozent aller Entschlüsse überstehen nicht einmal die erste Januarwoche.

Warum formulieren wir dann überhaupt immer wieder zum Jahresende gute Vorsätze? „Sie gehören zum Leben dazu“, sagt der Berliner Psychiater Werner Ascherl. „Formelhafte Vorsatzbildung“ heißt sogar eine Behandlungsmethode in der Psychotherapie. Die Patienten formulieren positive Vorsätze, wie beispielsweise „Ich bin nicht unglücklich“. Diese Vorsätze werden ständig wiederholt, bis es wirkt.

Bestimmte Anlässe, wie Silvester oder Geburtstag, würden von Menschen gerne als Anlass genommen, sich etwas Gutes vorzunehmen, sich von seinen Lastern zu befreien – als eine Art Lebenszäsur. Allerdings bringen die besten Vorsätze nichts, wenn sie wie Rituale gehandelt würden und „nur so dahergesagt werden“, sagt Ascherl. „Man muss es wirklich wollen und vor allem muss es machbar sein.“ Ebenso solle man bei Vorsätzen, die man bereits mehrmals gefasst und nicht umgesetzt hat, nachprüfen, warum es nicht geklappt hat. Der Psychiater rät zudem: „Nicht nur ’Ich will...’-Entschlüsse bilden, sondern zudem schauen, wo man sich selbst ändern kann.“

Auch bei den Tipps des Psychologen John Norcross kommt es darauf an, dass die Vorsätze realistisch sind: Also, nicht gleich versuchen 20 Kilogramm abzuspecken, sondern erst einmal fünf. In seiner Studie belegt Norcross Folgendes: Er verglich die Erfolge von Menschen, die Neujahrsvorsätze fassten, mit denen von Leuten, die irgendwann in ihrem Leben etwas ändern wollten. Das Ergebnis: Die Neujahrsvorsätze hätten eine größere Chance, verwirklicht zu werden. Der irische Schriftsteller Oscar Wilde meinte allerdings: „Gute Vorsätze sind nutzlose Versuche, in wissenschaftliche Gesetze einzugreifen. Ihr Ursprung ist pure Eitelkeit. Ihr Resultat ist gleich Null.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false