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Berlin: Neues Rotlichtviertel?: Swinger-Club und Sado-Maso-Lokal

Die Gegend um die Nostitzstraße in Kreuzberg könnte zum Rotlichtviertel werden. Das zumindest befürchten vor allem die Anwohner mit Kindern.

Die Gegend um die Nostitzstraße in Kreuzberg könnte zum Rotlichtviertel werden. Das zumindest befürchten vor allem die Anwohner mit Kindern. Schon jetzt bieten dort etwa fünf Etablissements ihre Dienste an, die sich nicht auf Bierausschank beschränken. Der Swinger-Club mit dem bezeichnenden Namen "Zwielicht" an der Ecke Gneisenaustraße dürfte das bekannteste Lokal dieser Art sein. Dort fahren die ganze Nacht hindurch clubeigene Limousinen und Taxis vor, um amüsierwillige Herren und, seltener, Damen auszuspucken. Nun soll ein paar Häuser weiter, in der Nostitzstraße 48 auch noch ein Sado-Maso-Club Gäste aus ganz Berlin anlocken. Ob die "Bar Bizarr Club" eröffnen darf - darüber entscheiden am Donnerstag die Zivilrichter. Die Eigentümergemeinschaft des Hauses hat sich dagegen ausgesprochen, der Eigentümer der betreffenden Räume im Souterrain reichte Klage ein.

"Das wurde schon mal verhandelt", sagt Baustadtrat Franz Schulz (Grüne), "der Richter hat der Eigentümer-Mehrheit Recht gegeben, aber wegen eines Formfehlers muss neu entschieden werden." Baurechtlich könne er den Club nicht verhindern, weil alle Auflagen erfüllt sind. Schulz bedauert das. Die Bewohner des Hauses haben sich an ihn gewandt. Sie sorgen sich um die Wohnqualität im Kiez.

Die Betreiber der Bar Bizarr, das Ehepaar Cornelia und Rainer Geyer, betrachten den erbitterten Widerstand gegen ihr Lokal als "Provinzposse", die das immer wieder bemühte Image Kreuzbergs als Multi-Kulti-Stadtteil ad absurdum führt. Seit November haben Geyers den Laden gemietet. Die Räume sind umgebaut und mit den einschlägigen Geräten ausgestattet, man wartet nur noch auf die amtliche Bescheinigung, die zusichert, dass alles behinderten- und lärmschutzgerecht gemacht wurde. "Die Genehmigung geht in den nächsten Tagen raus", sagt der Baustadtrat.

"Der Laden stand zwei Jahre leer", sagt Cornelia Geyer. Mit Rotlichtgewerbe und Bordell habe sie nichts zu tun. Sie versteht deshalb nicht, was die Leute gegen sie haben: "Man hört nichts", versichert Geyer, "und die Kinder sind doch um neun, wenn wir aufmachen, längst im Bett." Man wolle mit der Bar auch "Aufklärungsarbeit" machen, auf Gefahren etwa bei der Kombination von Alkohol und SM hinweisen. Geyer sieht diejenigen, die sadomasochistische Praktiken schon durchführen oder erst ausprobieren wollen, als schützenswerte Minderheit. Es gebe nicht viele Möglichkeiten in der Stadt, sich derart zu betätigen. "Und in der Mietwohnung klopfen gleich die Nachbarn an die Wand - das ist unangenehm."

Schulz hat nichts gegen jene sexuelle Minderheit. Doch er sieht in einer Straße, die zum "allgemeinen Wohngebiet" gehört, keinen Bedarf für einen SM-Club. Solche Einrichtungen sollten in Gewerbe- oder Mischgebiete ziehen, findet er. Eine Häufung von Rotlicht-Kneipen rund um die Nostitzstraße müsse verhindert werden: "Sonst ziehen uns die Leute weg."

kört

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