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Neukölln: Ein Stern geht auf

Mercedes-Benz will in Neukölln ein Servicecenter für Nutzfahrzeuge errichten. Das bringt 500 neue Arbeitsplätze. Laut Bezirk steht dem 30-Millionen-Euro-Projekt nichts mehr im Weg.

Mercedes-Benz will den letzten Streifen Neuköllns kaufen – buchstäblich. An der unmittelbaren Bezirksgrenze zu Treptow-Köpenick, soll ein Servicecenter für Nutzfahrzeuge entstehen. LKW und kleinere Transporter der Sprinter-Klasse sollen sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag, gekauft und gewartet werden. Das Gelände ist eine Brache. Ein Biomassekraftwerk ist nebenan, ein paar Lagerhallen gibt es, im Süden auch ein paar Wohnhäuser, aber das war es. Die logistischen Vorteile liegen auf der Hand: Es ist zentral gelegen zwischen Berlin-Mitte und dem künftigen Großflughafen BBI. Zwei Auffahrten zur A 113 sind in unmittelbarer Nähe. Und der Bezirk heißt den Konzern gerne willkommen. „Das Baugenehmigungsverfahren ist im Gange und aus unserer Sicht steht dem Vorhaben nichts im Weg“, sagte Neuköllns Baustadtrat Thomas Blesing (SPD).

Der Automobilkonzern selbst bestätigt zwar die Pläne. Mehr Informationen dringen aber nicht aus der Berlin-Zentrale am Salzufer. Auskunftsfreudiger ist der Bezirk. Konkret soll Mercedes-Benz 30 Millionen Euro investieren und zwischen Köpenicker Straße und Neudecker Weg ein Verwaltungsgebäude, Wartungshallen und Abstellflächen bauen. Der Konzern müsste dazu mehrere Grundstücke aufkaufen, unter anderem einen Teil des ehemaligen Eternit-Geländes. Noch gehört es dem Liegenschaftsfonds, aber die Verhandlungen laufen. Insgesamt soll das Center auf 54 000 Quadratmetern entstehen. Der Bau könnte noch in diesem Jahr beginnen.

Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) spricht von einem „Dornröschenschlaf“ aus dem die Industriebrache geholt werde. Blesing freut sich über die 300 Arbeitsplätze, die entstehen sollen. Und von denen auch ein paar Neuköllner profitieren könnten, so hofft er.

Daneben sollen noch weitere 200 Arbeitsplätze entstehen durch Dienstleistungen anderer Anbieter, die Mercedes folgen und sich auf den benachbarten Flächen zur August-Fröhlich-Straße niederlassen. Denkbar seien laut Blesing ein Reifenhandel oder eine LKW-Waschanlage.

Offen ist vor allem noch, wie der Zugang zum Gelände geregelt wird. Die von Bezirk und Mercedes-Benz bevorzugte Variante sieht eine neue Ab- und Zufahrt über die Rudower Straße in Treptow-Köpenick vor. Doch das will der Nachbarbezirk nicht. „Das würde zu viel Verkehr in unseren Bezirk ziehen“, sagt Ute Löbel, Leiterin des Stadtplanungsamtes im Bezirk. Außerdem wolle man auf der betroffenen Fläche eine Grünanlage gestalten. „Dieser Grünzug hat übergeordnete Bedeutung“, sagt Löbel.

Buschkowsky hat dafür kein Verständnis. „Das ist reine Bockigkeit.“ Trotzdem plant der Bezirk nun um. So könnte eine Ausfahrt auf Neuköllner Gebiet über den Neudecker Weg führen. Allerdings stehen hier mehrere Wohnhäuser. „Wir wollten die Lkw eigentlich nicht gegenüber den Fenstern von Anwohnern ein- und ausfahren lassen“, sagt Blesing. Allerdings halte sich die Frequenz in einem erträglichen Maß. Bis zu zehn Fahrzeuge pro Stunde würden das Gelände laut einem Verkehrsgutachten anfahren oder verlassen. Nicht schön für die Nachbarn. „Aber machbar“, sagt Blesing. Priorität haben die Arbeitsplätze, die geschaffen werden sollen. Wirtschaftssenator Harald Wolf hat dem Vorhaben deswegen schon „gesamtstädtische Bedeutung“ attestiert.

Matthias Jekosch

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