zum Hauptinhalt
Mehr Platz zum Bummeln: die Gehsteige werden verbreitert. Radfahrer bekommen ihren eigenen Fahrstreifen.

© Doris Spiekermann-Klaas

Neukölln: Neues Gesicht für die Karl-Marx-Straße

Die Neuköllner Einkaufsmeile wird umfassend saniert. Mehr Sicherheit, mehr Platz, mehr Aufenthaltsmöglichkeiten soll es geben. Doch die Pläne gefallen nicht jedem Anwohner.

Das Bild der Karl-Marx-Straße in Neukölln ist geprägt durch Handyanbieter, Billig-Schuhgeschäfte und Imbisse. Die Straße ist kein Ort, der zum Verweilen einlädt – doch das soll sich nun ändern. Die „Aktion Karl-Marx-Straße“, eine Initiative des Bezirksamtes, plant seit 2010 eine umfassende Sanierung der Einkaufsmeile. Am Dienstagabend gab es eine Informationsveranstaltung zum Stand der Dinge, bei der auch Bedenken der Anwohner offenbar wurden.

Händler und Hauseigentümer, Anwohner und Kulturschaffende sowie verschiedene Vereine, Ingenieure und Politiker wollen die Straße gemeinsam umgestalten. Auf dem insgesamt 1,7 Kilometer langen Abschnitt zwischen Jonas- und Weichselstraße soll zunächst die Verkehrssicherheit verbessert werden. 29,5 Millionen Euro werden vom Senat in den Umbau investiert. Die Bauarbeiten beginnen 2014 und sollen sieben Jahre dauern. Im gesamten Bereich wird die Fahrbahn auf eine Spur in jede Richtung reduziert. Dadurch können die Gehsteige verbreitert und ein Radweg angelegt werden. An einigen Abschnitten entsteht außerdem ein Mittelstreifen, der am U-Bahnhof Karl-Marx-Straße den Bau eines Aufzugs ermöglicht. Mehr Fußgängerüberwege und Fahrradständer auf den Bürgersteigen sind ebenfalls geplant. Zusätzliche Beleuchtung soll für mehr Sicherheit sorgen.

Mit den Arbeiten wird am südlichen Ende des Straßenabschnitts am Platz der Stadt Hof begonnen. Dort sollen Sitzgelegenheiten errichtet und Bäume gepflanzt werden, und es soll mehr Raum für Veranstaltungen geschaffen werden. Die Fläche des Platzes verdoppelt sich.

Mehr Platz für Fußgänger. Weniger Autospuren, dafür mehr Raum zum Flanieren und Verweilen – so soll die Karl-Marx-Straße in Neukölln attraktiver werden. Für den Platz der Stadt Hof stellen sich die Planer grüne Inseln vor.
Mehr Platz für Fußgänger. Weniger Autospuren, dafür mehr Raum zum Flanieren und Verweilen – so soll die Karl-Marx-Straße in Neukölln attraktiver werden. Für den Platz der Stadt Hof stellen sich die Planer grüne Inseln vor.

© Simulation: el:ch landschaftsarchitekten

Auch Nebenstraßen werden einbezogen. Die Richardstraße soll komplett asphaltiert und die Neckarstraße in einen verkehrsberuhigten Bereich umgewandelt werden. Vor dem Kindl-Gelände, einer ehemaligen Brauerei, entsteht ein Platz, von dem aus eine Treppe auf das höher gelegene Areal führt.

„Die Karl-Marx-Straße soll ein Ort werden, an dem man sich gerne aufhält“, sagt Horst Evertz von der „Aktion Karl-Marx-Straße“. Man hofft, dass sich durch die Neugestaltung mehr Cafés und Restaurants sowie neue Geschäfte ansiedeln werden. Die Neustrukturierung der Straße zeige letztlich die gesellschaftliche und wirtschaftliche Umbruchsituation, die seit einiger Zeit im gesamten Bezirk zu spüren sei.

Auf der Informationsveranstaltung am Dienstagabend befürchteten Anwohner aber auch, dass alteingesessene Neuköllner durch die Aufwertung verdrängt werden könnten. Die rasanten Veränderungen könnten Mieterhöhungen nach sich ziehen, vermutete eine Teilnehmerin. Auch das sich ausweitende kulturelle Angebot in der Umgebung spricht ein eher künstlerisches Klientel an, das vermehrt in den Kiez drängt. Natürlich bewege man sich bei einem solchen Projekt im Spannungsfeld zwischen Gentrifizierung und Aufwertung, sagte Projektvertreter Evertz. Er glaubt aber, dass sich das Bevölkerungsbild des Bezirks so bald nicht wandeln wird.

Eines wurde auf der Veranstaltung deutlich: Umbaupläne können es nie jedem Anwohner recht machen. Am Bahnhof Neukölln wurde bereits eine neue Beleuchtung installiert – die sei zu grell, klagte eine Neuköllnerin.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false