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Berlin: Neukölln soll eine riesige Moschee bekommen Streit um erteilten Bauvorbescheid

Die Betreiber gelten als liberal

Es sind deswegen Köpfe gerollt: Mitarbeiter der Stadtentwicklungsverwaltung haben den Weg frei gemacht für eine riesige Moschee in Neukölln – ohne den Senator zu informieren. Peter Strieder hat deshalb „personelle und strukturelle Maßnahmen veranlasst“. Damit das nicht wieder vorkomme. So steht es in der Beantwortung einer Großen Anfrage durch Neuköllns Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD), der mit der Entscheidung der Senatsverwaltung auch unzufrieden ist.

Es geht um eine Baulücke in der Pflügerstraße, Nähe Maybachufer. Dort will der noch junge Verein „Inssan – Verein für kulturelle Interaktion“ ein moslemisches Kulturzentrum errichten, inklusive Moschee, Bibliothek, Café, Seminar- und Schulungsräumen, Basar, Wohnungen, sogar ein Schwimmbad kommt mit hinein. Dafür sollen ein 59 Meter langes Gebäude an der Pflügerstraße und u-förmig dahinter zwei je 33 Meter lange Gebäude entstehen – insgesamt 8870 Quadratmeter Geschossfläche. Völlig überdimensioniert fand das der Bezirk und verweigerte den Vorbescheidsantrag. Dagegen legte der Verein bei der Strieder-Behörde Widerspruch ein – und erhielt dort Ende Mai den Bauvorbescheid. Der ist rechtlich bindend. Wenn der Verein eine Projektbeschreibung einreiche, könne die Baugenehmigung erteilt werden, sagte Petra Reetz, Sprecherin der Stadtentwicklungsbehörde. Sie sagte, die Verwaltung habe den Antrag „rein bautechnisch betrachtet“.

Abgesehen vom Streit um Kompetenzen bekümmert Buschkowsky, dass ein derart großes moslemisches Kulturzentrum „einen überregionalen Einzugsbereich“ haben würde. Und das in einem Kiez, der bereits sehr viele Probleme verkraften muss. Die Religionswissenschaftlerin Gerdien Jonker sieht dagegen keinen Grund zur Unruhe. Die Gruppe sei liberal, säkular, modern, war bei der jüngsten „Woche der Brüderlichkeit“ dabei, die von der Katholischen Akademie veranstaltet wurde. In „Inssan“ hätten sich hier geborene Einwandererkinder zusammengefunden, die weg wollten von der alten Moschee, die ihr „ein europäisches Gesicht“ geben wollten, wie Jonker es formuliert. Sie nannte den Verein einen „Lichtblick“ und die Erteilung des Vorbescheids „toll“.

Zuletzt hatte ein Bauprojekt in Kreuzberg einige Aufregung provoziert. Der „Islamische Verein für wohltätige Projekte“ hat Pläne für das Bolle-Gelände, das seit den Maikrawallen 1987 brach liegt. Er will eine siebenstöckige Moschee errichten. Ein Bauantrag wurde laut Baustadtrat Franz Schulz bisher aber nicht gestellt.

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