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Neukölln: Vogelsang abgewählt

Schwere Schlappe für die CDU-Kreischefin von Neukölln. Ihr Nachfolger ist Stadtrat Michael Büge.

Von Sabine Beikler

Eine herbe Niederlage für Stefanie Vogelsang: Die 42-Jährige ist seit Sonnabend nicht mehr Kreisvorsitzende der Neuköllner CDU. Nachdem Vogelsang auf dem Kreisparteitag in zwei Wahlgängen ohne Gegenkandidaten nicht die notwendige Mehrheit für ihre Wiederwahl erhalten hatte, schlug sie selbst einen Gegenkandidaten vor: Michael Büge, Sozialstadtrat von Neukölln. Der 42-Jährige wurde mit 44 Stimmen zum neuen CDU-Kreischef gewählt, Vogelsang erhielt 40 Stimmen.

„Ich bin todtraurig über das Ergebnis. Aber das ist eben Demokratie“, sagte Vogelsang dem Tagesspiegel unmittelbar nach ihrer Wahlniederlage. Die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin war seit 2001 CDU-Kreischefin in Neukölln. Sie selbst interpretiert ihre Abwahl mit folgenden Worten: „Ich bin eine Frau mit offenen Worten.“ Und offenbar habe sie „zu oft gesagt“, was sie denke. Das habe wohl nicht jedem gefallen.

Dass Vogelsang den Kreisverband mit harter Hand geführt hat, ist in der CDU bekannt. Und auch wenn äußerlich „viel von Ruhe und Geschlossenheit“, wie ein Berliner CDU-Spitzenpolitiker sagt, die Rede gewesen sei: „Wie in anderen Kreisverbänden auch gibt es in Neukölln Ausgrenzungen von einzelnen Personen und andere parteiinterne Nettigkeiten.“ Da helfe es nicht, die „Attitüde des Liberalen überzustülpen“.

Außer Vogelsangs rigidem Führungsstil gibt es noch weitere Gründe für ihre Abwahl: Hinter den Kulissen wird schon kräftig um die Nachfolge der Stadträtin und Stellvertreterin von Bürgermeister Heinz Buschkowsky gekungelt. Vogelsang hatte sich im November im Kampf um aussichtsreiche Listenplätze für die Bundestagswahl völlig überraschend gegen den CDU-Bundestagsabgeordneten Ingo Schmitt, Ex-Landeschef und Ex- Kreischef in Charlottenburg-Wilmersdorf, durchgesetzt und wurde auf Listenplatz drei gewählt. Sollte ihr im September der Einzug in den Bundestag gelingen, wird es auch im Bezirksamt ein politisches Stühlerücken geben. Ein CDU-Politiker sagte gestern nach der Abwahl von Vogelsang: „Viele sehen jetzt ihre Chance gekommen, einen Stadtratsposten zu erhalten und bringen sich jetzt in Position.“

In den vergangenen Jahren war dieHarmonie unter den sechs Neuköllner CDU-Ortsverbänden immer wieder gestört: Es ging um Vorstandsposten, um Intrigenspiele, in die auch Stefanie Vogelsang verwoben war. Da sei bei einigen der 800 Neuköllner CDU-Parteimitgliedern allmählich der Wunsch gereift, es sei jetzt doch mal „Zeit für einen Wechsel“ an der Spitze. Das hat der gestrige Tag gezeigt. Sabine Beikler

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