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Berlin: Nicht für Narren

VON TAG ZU TAG Bernd Matthies wundert sich über neue Sitten am Brandenburger Tor Wie immer. Das Telefon in der Redaktion klingelt, wisper, wisper, Greenpeace hier, wir haben da was, Fotografen, Treffpunkt soundso… Ja, und dann wird mal wieder ein Schlot bei Firma X bestiegen oder irgendwas Ekliges vor der Firmenzentrale Y ausgekippt, was aber vorher keiner wissen darf, weil sonst die Polizei die schöne Aktion kaputtmachen könnte.

VON TAG ZU TAG

Bernd Matthies wundert sich über neue Sitten am Brandenburger Tor

Wie immer. Das Telefon in der Redaktion klingelt, wisper, wisper, Greenpeace hier, wir haben da was, Fotografen, Treffpunkt soundso… Ja, und dann wird mal wieder ein Schlot bei Firma X bestiegen oder irgendwas Ekliges vor der Firmenzentrale Y ausgekippt, was aber vorher keiner wissen darf, weil sonst die Polizei die schöne Aktion kaputtmachen könnte.

So war es auch diesmal, und es war völlig umsonst. Denn der Protest am Brandenburger Tor, mit dem die Stadt sonst so superpingelig umgeht, traf auf allerhöchste Billigung. Zwar ließ die Polizei unter der Hand einen gewissen Unwillen erkennen – doch was soll sie machen, wenn der Kultursenator sich höchstpersönlich herbei begibt, die Aktion „außerordentlich“ begrüßt und Rat und Tat anbietet?

Ein seltsamer Präzedenzfall. Neulich durften die Karnevalisten – demokratisch durchaus stärker legitimiert als Greenpeace – nicht mal motorisiert unten durch fahren. Dumm gelaufen, Narren: Nur ein einziger Wagen gegen George Bush, und der Kultursenator hätte wohlwollend freie Fahrt gewünscht. Mal sehen, wer den Dreh als nächster ausprobiert. Horst Mahler beispielsweise würde sicher auch gern mal seine Neonazis droben gegen Bush in Stellung bringen. Ob der Senator das dann ebenfalls außerordentlich begrüßt?

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