zum Hauptinhalt
Ein anderes Bild, ein anderes Ärgernis. Freunde des Vereins haben ein Plakat gebastelt und es auffällig hinters Tor gehängt. Foto: Jan Kuppert

© Jan Kuppert

Berlin: Nicht nur braune Trikots

Ein Fußballverein in Sachsenhausen hat Probleme mit Rechtsextremen. Sie provozieren mit versteckten Botschaften – sogar auf Mannschaftsbildern.

Sachsenhausen - Nach dem Skandal um rechtsextremistische Propaganda beim Fußballverein TuS Sachsenhausen in Brandenburg steht der Verein wegen neuer Vorfälle im Visier der Sicherheitsbehörden. Diesmal geht es um ein Foto der dritten Mannschaft für die Lokalpresse. Darauf ist die Elf, die in der zweiten Kreisklasse spielt, mit braunen Trikots zu sehen. Ein Ex-Spieler, der als Sponsor den Trikots-Satz vor fast zwei Jahren finanziert hatte, hält sein Trikot mit der Rückennummer 18 hoch und lacht. Die Zahl ist in der rechten Szene ein Code für Adolf Hitler. Daneben sind laut Polizei auf dem Bild mehrere Personen, die der rechten Szene zugerechnet werden.

Bereits im Mai hatte eine rechte Aktion bei dem Verein für Schlagzeilen gesorgt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Volksverhetzung. Bei einem Landespokalspiel der ersten TuS-Elf gegen den SV Babelsberg 03 hatten Fans, auch Spieler der dritten Mannschaft, ein Banner mit der Aufschrift „Gas geben Sachsenhausen“ entrollt. Ausgerechnet am 8. Mai, dem 68. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges. Und ausgerechnet in Sachsenhausen, einem Ortsteil von Oranienburg (Oberhavel), wo von 1936 bis 1945 im Konzentrationslager mehrere zehntausend Menschen von den Nazis ermordet worden waren und es eine Gaskammer gegeben hatte. Nach dem Vorfall hatte die Vereinsspitze betont, TuS habe kein Problem mit Rechtsextremen in den eigenen Reihen. Gegen den Ex-Spieler mit der Rückennummer 18 wird wegen der Banneraktion im Mai ermittelt. Mindestens ein weiterer Spieler, der auf dem Foto zu sehen ist, steht im Verdacht, beteiligt gewesen zu sein. Nach Tagesspiegel-Recherchen sind es nicht die Einzigen mit Verbindungen in die rechte Szene.

Der Verein widerspricht. Der einzige noch aktive Spieler der dritten Mannschaft mit rechter Vergangenheit habe sich vom braunen Sumpf losgesagt. Dieser wolle sich seine Tattoos mit rechtsextremen Symbolen – auf jeder Wade eine 8, gleich 88, gleich Heil Hitler – entfernen lassen, zur Not mithilfe des Vereins.

Nach dem Skandalspiel am 8. Mai hatte sich der Verein von der rechten Aktion distanziert und von einem Spieler getrennt. Vier andere Spieler – die vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft wurden – seien nicht mehr im Verein, hieß es. Die Vereinsspitze verbot die alten braunen Trikots. „Wir kriegen derzeit richtig Druck von der Politik, die ein Bauernopfer will“, sagte der Vereinsvorstand einem Lokalblatt. Tatsächlich beobachtet die Landesregierung die Vorgänge aufmerksam – wegen der Brisanz rechtsextremer Umtriebe an einem historisch vorbelasteten Ort wie Sachsenhausen. Oranienburgs Bürgermeister Joachim Laesicke (SPD) fürchtet, das Bild als tolerante Stadt werde beschädigt. Der Verein müsse erkennen, dass der Vorgang ein Skandal ist. Er sehe sich aber als Opfer und müsse aufpassen, sich nicht von den Rechten an der Nase herumführen zu lassen.

Warum kam trotz allem das mehr als ein Jahr alte Foto in die Lokalpresse? Verschickt wurde es vom Trainer der dritten Mannschaft, angeblich als Dank an Sponsoren. Der Vorstand will nichts gewusst haben und spricht von einer Dummheit. Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten hält das für vorgeschoben und geht von einer Propaganda-Aktion aus. Durch die rechtsextremen Parolen einiger Spieler würden Opfer des NS-Terrors im KZ Sachsenhausen verhöhnt. Die Vereinsspitze müsse endlich konsequent handeln, sagte ein Stiftungssprecher. Ein früherer Vereinsmitarbeiter glaubt nicht an Besserung, dem Tagesspiegel sagte er: „Rechte Umtriebe gibt es seit Jahren in dem Verein, auch bei den alten Mitgliedern. Das war nicht der erste Vorfall.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false