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Berlin: Niemand hatte mit der Gefahr gerechnet

Anwohner wurden von Fluten überrascht

Elsterwerda - Die Feuerwehr musste mitten in der Nacht nicht viel Lärm machen. Denn die elf Bewohner eines Mehrfamilienhauses am Ortsrand direkt an der Autobahn zwischen Berlin und Dresden waren ohnehin mit einem „unguten Gefühl“ ins Bett gegangen, wie sie kurz nach halb drei erzählten. So recht glauben wollten sie die Hochwassergefahr an ihrer schmalen Pulsnitz am Abend zuvor dennoch nicht. Sonst hätten sie ihre Koffer schon gepackt und alle wertvollen Sachen in Sicherheit gebracht. Doch der kleine Fluss war nach dem unablässigen Regen am Wochenende so stark angeschwollen, dass die Feuerwehr die anrückte. „Gefahr für Leib und Leben“, lautete der Einsatzcode. Kurze Zeit danach umschloss ein riesiger See das Haus, die Bewohner waren aber schon in Sicherheit. Sie zogen vorübergehend bei Freunden und Verwandten ein.

„Unglaublich“, lautete nicht nur in Ortrand das wohl am häufigsten gebrauchte Wort in der südbrandenburgischen Hochwasserregion. Schon die Überflutung der kompletten Autobahn und zahlreicher Bundesstraßen hielten selbst ältere Einwohner, die schon viele außergewöhnliche Ereignisse erlebt hatten, für unmöglich. Zeitweilig musste sogar der Zugverkehr zwischen Elsterwerda und Dresden eingestellt werden.

Völlig neue Erfahrungen sammeln daher jetzt auch die Feuerwehrleute entlang der Pulsnitz und der Schwarzen Elster. „Hochwasser kannten wir nur von der Elbe oder von der Oder“, heißt es aus einem Trupp völlig erschöpft wirkender Männer heraus, die eine Sandsackbarriere in Elsterwerda errichtet haben. „Da waren wir vor Jahren mal im Einsatz. Aber nie hätten wir uns träumen lassen, einmal unsere eigene Stadt vor den Fluten retten zu müssen.“ 48 Stunden haben sie Sandsäcke gefüllt und provisorische Erdwälle angelegt.

Manch einer fragt sich, warum die Bundeswehr mit ihrer schweren Technik diesmal nicht gerufen wurde. Doch offensichtlich haben die Bürgermeister von Elsterwerda und Bad Liebenwerda und die zuständigen Krisenstäbe geglaubt, mit den gewöhnlich harmlosen Flüssen schon allein klarzukommen. Am Ende rächte sich diese Selbstüberschätzung. Die Deiche hielten dem Druck des Wassers an mehreren Stellen nicht stand.Ste.

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