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Berlin: Noch kein Hit

Klaus Wowereits Klassik-CD liegt in den Läden - wie Blei

Nein, es war nicht so wie damals, als die Beatles ihr weißes Album rausbrachten und im Vereinten Königreich eine kollektive Hysterie losbrach. Und nein, Versorgungsengpässe wie die Alben von Robbie Williams und Oasis in ihren besten Tagen hat die CD „Wowereit trifft Puccini“ auch kurz nach ihrem Erscheinen nicht erlebt. Das immerhin dürfte eine gute Nachricht sein für den Regierenden Bürgermeister und Haushaltspolitiker Klaus Wowereit (SPD), der berufsmäßig schon genug Ärger hat mit dem Verwalten knapper Ressourcen. Die neueste CD gehört zu einer Sonderedition, in der Prominente ihre Lieblingsmusik vorstellen. Harald Schmidt wählte Bach Iris Berben präsentierte Verdi und der Christoph Schlingensief ließWagner erklingen.

Allenfalls kann Wowereit den hiesigen Plattenläden mit recht künstliche Verknappung vorwerfen. Ralf Rachner etwa, der in Spandau das „musicland“ betreibt: „Mit 30 Jahren Musikerfahrung kann ich sagen: Die CD ist nicht wichtig für die Menschheit“. Na, aber mal nicht frech werden. Allerdings: Auch für die Inhaber anderer Plattenläden ist Wowereits Ware offenkundig zu heiß. „Wenn die SPD die Bundestagswahl gewinnt, hänge ich seine CD ins Schaufenster“, verspricht Frau von Polenz, die in der Leipziger Straße für „Schall und Rauch“ sorgt, vorerst allerdings ohne des Bürgermeisters Lieblingsarien. „Ich habe keine CD bestellt. Die muss ich ja auch erst mal bezahlen. Und ganz ehrlich: So was geht überhaupt nicht, schon gar nicht im Sommer-Geschäft.“

Wie soll denn da die Berliner Wirtschaft angekurbelt werden, bei so wenig Vertrauen in heimische Produkte? Kleiner Insider-Tipp für ganz Schnelle: Herr Kölsch vom „Fidelio“ in Schöneberg hat derzeit ein Exemplar vorrätig. Allerdings hadert der Ladeninhaber mit dem Tonträger, den ihm die Plattenfirma Universal unaufgefordert zugeschickt hat. „Ich bin schon drauf und dran, die zurückzuschicken“, meint er kritisch. Dass Werke wie „Tosca“ und „La Boheme“ nun in Verbindung mit Berlins Regierendem verwurstet würden, ist für den Musikliebhaber schlicht „ein Trauerspiel“.

Vielleicht darf man die bürgermeisterliche Zusammenstellung auch nicht den Puristen überlassen. Die Berliner „World of Music“ (WOM) Filiale in der Augsburger Straße hat zehn Exemplare bestellt, und liegt damit ganz vorn. „Zwar seien nach Auskunft eines Mitarbeiters davon „bis jetzt null verkauft“, jedoch: Sonst hat nur noch WOM in Freiburg an Wowereits Sonderedition Interesse gehabt, und die „haben nur fünf Stück genommen.“ Frank Thadeusz

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