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Wo brennt's denn? Jeder (!) Zug wird von einem Wachmann begutachtet.

© Kai-Uwe Heinrich

Nord-Süd-Tunnel: Brandschutz: S-Bahn lässt jeden Zug beobachten

Wo brennt’s denn? Weil der Feuerschutz im Nord-Süd-Tunnel noch nicht komplett ist, müssen Mitarbeiter jede S-Bahn beobachten.

Die Züge stehen unter Beobachtung: Jede S-Bahn, die vom oberirdischen Bahnhof Yorckstraße aus in den Nord-Süd-Tunnel Richtung Gesundbrunnen fährt, wird von einem Mitarbeiter per Augenschein kontrolliert. Dessen Funktion erklärt die Aufschrift auf der orangenfarbenen Warnweste:. „Brandwache“, prangt auf der Rückseite. Sie ist nach Angaben der Bahn erforderlich, weil die Brandschutzanlagen im Tunnel noch nicht die von der Bahn vorgegebenen Kriterien komplett erfüllen.

Die Bahn praktiziert damit im Kleinen, was dem BER-Flughafen im ganz großen Stil nicht gelungen ist – die Mensch-Maschinen-Lösung. Weil die automatischen Warnsysteme noch nicht vollständig vorhanden sind, muss ein Mensch bei einem Brand den Alarm auslösen. Die Mitarbeiter müssen auch versuchen, im Gefahrfall Menschen zu schützen und einen Schaden zu begrenzen.

Die Brandwache, in der Regel Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes, ersetzen in drei Schichten rund um die Uhr an der Yorckstraße auf dem Bahnsteig der Linien S 2 (Blankenfelde–Bernau) und S 25 (Teltow Stadt–Hennigsdorf) die Aufsichten, die die S-Bahn dort abgezogen hat. Auf dem benachbarten Bahnsteig der S 1 (Wannsee–Oranienburg) ist die Aufsicht dagegen noch präsent.

Wichtiger Job, eintöniger Job.
Wichtiger Job, eintöniger Job.

© Kai-Uwe Heinrich

Auch auf den Bahnsteigen im Tunnel gibt es weiter Aufsichten, bis der Brandschutz vervollständigt ist. Ziel der S-Bahn ist es, fast im gesamten Netz auf Aufsichten zu verzichten; nur auf 21 von 166 Stationen sollen sie bleiben dürfen. Die Bahn arbeite bereits seit mehreren Jahren an einem Projekt zur „brandschutztechnischen Ertüchtigung“ ihrer Tunnelanlagen, sagte ein Sprecher. Dieses werde mit Einzelmaßnahmen schrittweise umgesetzt – wie bereits am Brandenburger Tor und am Nordbahnhof. Die weiteren Arbeiten würden vor allem im nächsten Jahr stattfinden.

Im Frühjahr wurde der Tunnel saniert

Danach müssten noch „Einzelthemen“ abgearbeitet werden. Auch bei der letzten großen Sperrung des Tunnels in diesem Frühjahr sei der Brandschutz verbessert worden Installiert werden nach Angaben des Sprechers unter anderem Geräte, die messen, ob Achsen oder Räder zu heiß sind, was auf einen Brand schließen lässt. Auch Wärmekameras gehörten zum Sicherheitskonzept.

Durch das Abziehen der Aufsichten spart die S-Bahn Geld. Ihre Mitarbeiter sind weg. Die Brandwachen muss nun der Bereich Station & Service des Bahnkonzerns stellen. Station & Service erhält von der S-Bahn aber auch Gebühren für das Halten in den Bahnhöfen. 75,3 Millionen Euro waren es insgesamt 2014.

Brandwachen seien „standardmäßige bauzeitliche Sicherungsmaßnahmen“, die auch in anderen Projekten und in anderen deutschen Städten üblich seien, sagte der Sprecher weiter. Brandwachen gab es in Berlin unter anderem in der Arena am Ostbahnhof oder im Einkaufszentrum Mall of Berlin am Leipziger Platz, weil zur Eröffnung der automatische Brandschutz noch nicht funktioniert hatte.

Beim BER war so was auch mal geplant - da war der Ärger groß

Beim BER war diese Notlösung dagegen von der Genehmigungsbehörde nicht akzeptiert worden. Die Brandwachen im Bahnhof Yorckstraße verhalten sich sehr unterschiedlich: Einige stehen stets auf dem Bahnsteig und beobachten dort den Zug, andere bleiben in ihrem Häuschen und geben an, sie blickten durchs Fenster. In den vergangenen Jahren gab es vor und im Tunnel zwei größere Brände. Im Februar 2000 hatte die damals noch vorhandene Aufsicht auf dem Bahnhof Yorckstraße bei einem aus dem Tunnel gekommenen Zug Rauch im zweiten von sechs Wagen entdeckt und den Fahrer alarmiert.

Dieser trennte die hinteren vier Wagen ab und schob sie – gemeinsam mit ausgestiegenen Fahrgästen – von der Brandstelle weg. Im August 2004 war im Anhalter Bahnhof der letzte Wagen eines Zuges ausgebrannt; alle Fahrgäste hatten sich in Sicherheit bringen können. Betroffen waren jeweils Züge der Baureihe 480, die einst für die BVG entwickelt worden waren.

Sie dürfen inzwischen nicht mehr durch den Tunnel fahren. Wagen dieser Baureihe hatten auch woanders mehrfach gebrannt. Auch bei der U-Bahn hat es schon häufiger gebrannt. Im Juli 2000 gab es über 20 Verletzte, als im Bahnhof Deutsche Oper ein Wagen Feuer fing. Die BVG entschied danach, in allen Bahnhöfen, die wie Deutsche Oper nur einen Ausgang hatten, einen zweiten einzubauen. Zugabfertiger gibt es bei der U-Bahn schon lange nicht mehr.

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