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Berlin: Notruf 112: Geldstrafe für falschen Alarm

Wegen Missbrauchs des Feuerwehr-Notrufes ist ein 27-jähriger Berliner zu 1800 Mark Geldstrafe verurteilt worden. Das bereits im September ergangene Urteil des Landgerichts ist jetzt rechtskräftig, teilte die Feuerwehr gestern mit.

Wegen Missbrauchs des Feuerwehr-Notrufes ist ein 27-jähriger Berliner zu 1800 Mark Geldstrafe verurteilt worden. Das bereits im September ergangene Urteil des Landgerichts ist jetzt rechtskräftig, teilte die Feuerwehr gestern mit. Der Mann hatte am 17. Dezember vergangenen Jahres den Notruf 112 gewählt und behauptet, eine Frau entbinde gerade in seiner Wohnung. Die Feuerwehr war mit einem Rettungs- und einem Geburtshilfewagen ausgerückt - und fand die angegebene Adresse nicht. Der 27-Jährige konnte jedoch über seine Mobiltelefon-Nummer identifiziert werden. Dies ist die erste Verurteilung auf die drei im Dezember gestellten Strafanzeigen. Feuerwehrchef Albrecht Broemme hatte diese Anzeigen damals zur Abschreckung gestellt. Denn die so genannten "böswilligen Alarmierungen" seien kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat, die mit bis zu einem Jahr Gefängnis bestraft werden können. Die Feuerwehr betonte gestern, dass auch in Zukunft böswillige Anrufer angezeigt werden sollen. Alle Anrufe werden gespeichert und erst nach drei Monaten gelöscht.

Als Faustregel gilt in der Leitstelle, dass 70 Prozent aller Meldungen über die Rufnummer 112 keinen Einsatz zur Folge haben. Für diese hohen Fehlerquote sind allerdings nicht nur böswillige Anrufer verantwortlich. Die mittlerweile flächendeckende Verbreitung von Mobiltelefonen hat dazu geführt, dass ein Unfall oder ein Feuer von einer Vielzahl von Personen gleichzeitig gemeldet wird. Für die Leitstelle stellt sich das Problem, diese Mehrfach-Anrufe - die von verschiedenen Beamten in der Leitstelle bearbeitet werden - zu erkennen und das Ausrücken der Fahrzeuge zu koordinieren.

Am problematischsten sind für die Feuerwehr die "echt" klingenden Anrufe - wie der des nun verurteilten 27-Jährigen. Denn eines oder mehrere Fahrzeuge rücken aus - und stehen für eine viertel oder halbe Stunde nicht für echte Notfälle zur Verfügung - und wenn es brennt zählen Minuten. Häufig jedoch erkennen die Feuerwehrmänner rechtzeitig, wenn ein Anrufer sie in die Irre führen will. Denn die Computertechnik zeigt immer die (Mobil-)Nummer des Anrufers, egal ob eine Rufnummernunterdrückung aktiviert ist oder nicht. Auch bei Telefonzellen wird der Standort exakt angezeigt. Behauptet zum Beispiel ein Anrufer, "hier in Frohnau brennt eine S-Bahn", und der Anruf kommt aus einer Zelle am Alex, dann ist er überführt. Lästig dagegen sind Anrufe von psychisch gestörten wie "Onkel Achim", der sich jede Nacht über 112 nach dem Stand der Dinge in der Leitstelle erkundigt.

Ingesamt wurde der Feuerwehr-Notruf 112 im Jahr 2000 etwa eine Million mal angewählt. 37 000 der etwa 300 000 Einsatzfahrten führten ins Leere - entweder auf böswillige Alarmierungen hin oder auf Anrufe "im guten Glauben", wie sie in der Statistik heißen.

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