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Berlin: Obdachlosen brutal verprügelt

Prozess gegen Jugendliche wegen Mordversuchs

Der Mann saß still an einer Haltestelle in Schöneweide. Er war angetrunken, sein Kopf fiel nach vorn. Ein wehrloses Opfer, wie es ein 20-Jähriger an jenem frühen Morgen im September letzten Jahres gesucht haben soll. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft ist der Schüler aus „Freude am Quälen“ und aus „maßloser, übersteigerter Wut“ gegen den Betrunkenen vorgegangen. Der 41-jährige Mann wurde durch Schläge und Tritte gegen Kopf und Körper lebensgefährlich verletzt.

Es war ein Mordversuch. Davon geht die Anklage aus. Seit gestern muss sich der Schüler vor einer Jugendstrafkammer des Landgerichts verantworten. Mitangeklagt sind zwei weitere junge Männer im Alter von 19 und 20 Jahren, die an dem Übergriff beteiligt waren. Auch sie stammen aus dem Bezirk Treptow. Ihnen legt die Staatsanwaltschaft gefährliche Körperverletzung zur Last. Im Prozess bildeten die drei Freunde zwei Fronten.

„Mir tut sehr leid, was mit dem Geschädigten passiert ist“, versicherte der Hauptangeklagte. Er habe den Mann ganz höflich angesprochen und um eine Zigarette gebeten. Dominique G. will auch nicht sauer geworden sein, als der Mann verneinte. Die Mitangeklagten hätten dann zugeschlagen. „Der Mann kippte um. Was danach passierte, weiß ich nicht.“ Angeblich sorgte sein Alkoholkonsum für eine Sendepause. „Ich bin mir aber bewusst, dass ich nicht gegen den Kopf getreten habe.“

Dominique G. sprach im Prozess, als würde er einen auswendig gelernten Text vortragen. Bei dem 20-jährigen Thomas G. dagegen kamen die Worte nur holprig. Sie seien von einer Feier gekommen und hätten den Betrunkenen „angetippt“. Dann sei es zu Schlägen gekommen. Thomas G. gab zu, dass er dem Opfer die Börse abnahm. Laut Anklage waren 40 Euro darin. Nach der ersten Attacke sei Dominique G. hinter dem Opfer hergelaufen, weil er wütend gewesen sei. „Er trat zu wie beim Fußball, gegen Körper und Kopf.“ Der Prozess wird am Montag fortgesetzt.

Kerstin Gehrke

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