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Berlin: Obdachlosen setzt Hitze besonders zu Bahnhofsmission am Zoo

ruft zu Spenden auf

Dieter Puhl zeigt auf die Stapel von fabrikneuen Plastiksandalen. „Die hat uns ein Krankenhaus geschenkt“, sagt der Leiter der Bahnhofsmission am Bahnhof Zoo. Vor wenigen Tagen hatte er die Bevölkerung aufgerufen, wegen der Hitze leichte Bekleidung, Schuhe und Getränke für wohnungslose Menschen zu spenden – die Reaktion kam prompt. „Die Berliner sind einfach spitze“, findet Puhl. Allein in den vergangenen 24 Stunden seien 300 Sachspenden eingegangen.

Nicht nur kalte Winter, auch heiße Sommer setzten den Menschen auf der Straße zu, betont Puhl. Viele der rund 10 000 Obdachlosen in Berlin seien in Winterstiefeln, Wollsocken, warmen Pullovern und Jeans unterwegs. Einige seien wegen der Hitze umgekippt, andere hätten in der Sonne Verbrennungen erlitten. „Wir brauchen dringend Sonnencreme“, sagt der Leiter der Einrichtung in der Jebensstraße. Auch Wasserspenden seien wichtig. Viele Möglichkeiten, an Trinkwasser zu kommen, gebe es in Berlin nicht: Trinkwasserbrunnen sind rar und öffentliche Toiletten meist kostenpflichtig. Am liebsten würde er den Wohnungslosen Mineralwasser oder Ayran, ein Joghurtgetränk, geben. „Viele der Menschen, die zu uns kommen, sind gesundheitlich angeschlagen“, sagt Puhl. Gute Ernährung sei deshalb umso wichtiger.

Dreimal am Tag öffnet die Bahnhofsmission ihre Türen für die Essensausgabe, jeden Tag im Jahr. Das meiste komme von der Berliner Tafel, vor allem Joghurt, Obst, Gemüse, Wurst und Butter. Ein paar Dinge sind bei den Tafeln aber nicht im Sortiment, etwa Margarine, Würfelzucker, H-Milch, Kaffee und eben Wasser.

Am Morgen erst sei der evangelische Militärbischof mit mehreren Sechserpackungen Mineralwasser gekommen, sagt Puhl. „Wenig später kam eine junge Mutter mit Baby, die ein paar Keksrollen gebracht hat.“ Auch ein Achtjähriger habe an der Tür gestanden, um fünf Euro von seinem Taschengeld abzugeben.

Vor der Tür bildet sich eine Schlange – bereits eine Stunde vor der Ausgabe des Mittagessens. Ganz vorne in der Reihe steht ein älterer Mann, er lächelt durch seinen grauen Bart hindurch. „Eine feine Sache ist das hier“, sagt er und hebt einen Fuß. Die Sandalen habe er aus der Notkleiderkammer bekommen.

Kurz vor dem Essen klopft es erneut an die Tür, eine Frau Mitte 40 hat den ganzen Kofferraum ihres Autos voll Apfelsaft, Milch, Zucker und Sandalen. Im Fernsehen habe sie davon gehört, wie sehr die Wohnungslosen unter der Hitze leiden. „Das hat mich richtig wachgerüttelt“, sagt die Frau. ddp

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