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52 Windräder sollen im Berliner Umland aufgebaut werden.

© dpa

Ökostrom aus Brandenburg für das neue Stadtwerk: Berlin plant 52 Windräder im Umland

Das Land Berlin besitzt im Umland tausende Hektar Land, auf denen bis 2016 Windräder errichtet werden sollen - regional produzierter Ökostrom, der für das geplante Stadtwerk gerade richtig käme.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Die Berliner Stadtgüter, denen im brandenburgischen Umland 16 500 Hektar Land gehören, wollen groß ins Geschäft mit Ökostrom einsteigen. Bis Ende 2016, so die Planung des öffentlichen Unternehmens, könnten allein mit Windradanlagen jährlich 262 Gigawattstunden Strom erzeugt werden. Damit ließen sich 114 000 Berliner Haushalte versorgen.

Der Chef der Stadtgüter, Peter Hecktor, hat für sein ehrgeiziges Konzept jetzt einen einflussreichen Unterstützer gefunden: die Arbeitsgruppe „Daseinsvorsorge“ der Berliner SPD-Fraktion. Der AG-Vorsitzende und Umweltexperte Daniel Buchholz möchte die Windenergie für das geplante Berliner Stadtwerk nutzen. Günstiger Ökostrom in großen Mengen, der nicht von weit her transportiert werden muss, das sei doch „eine sensationelle Option“, schwärmt Buchholz. Denn innerhalb der Stadtgrenzen gebe es kaum Möglichkeiten, erneuerbare Energien zu erzeugen. Ein einsames Windkraftrad dreht sich am Arkenberger Damm auf einem Gewerbegrundstück in Pankow. Das ist nun mal keine Technologie für dicht bebaute Großstädte.

Doch Berlin könnte davon profitieren, dass es im benachbarten Brandenburg seit fast 150 Jahren Großgrundbesitzer ist. Die ehemaligen Rieselfelder und landwirtschaftlichen Flächen sind weitgehend vermietet oder verpachtet, aber im Eigentum des Landes Berlin. An fünf Standorten speisen jetzt schon 28 Windräder insgesamt 62 Gigawattstunden Strom pro Jahr in das Netz ein. Bisher wird die nachhaltig gewonnene Energie an regionale Betreiber in Brandenburg verkauft. „Das bestehende Potenzial wird dadurch aber erst zu einem Teil ausgeschöpft“, schreibt Stadtgüter-Chef Hecktor in einem Arbeitspapier, das er kürzlich der SPD-Arbeitsgruppe vorstellte. Bis 2014 sollen fünf weitere Anlagen gebaut werden. Schon zwei Jahre später, so Hecktor, könnten 22 weitere Windräder entstehen und bis 2020 noch einmal 25 Anlagen.

Mithilfe „städtischer Akteure“, gemeint ist ein öffentlich betriebenes Berliner Stadtwerk, könnte so die „Stromversorgung aus erneuerbaren Quellen zu einem nennenswerten Anteil regional sichergestellt werden“, heißt es in dem Konzept. Dieser Strom sei auf kurzem Wege vermarktbar und die Berliner könnten „quasi erlebbar“ nachvollziehen, woher ihr Ökostrom kommt. An einem Beispiel erklärt Hecktor, wie das funktionieren soll: In Ladeburg, Ortsteil von Bernau, werden voraussichtlich ab Herbst 2013 drei Anlagen gebaut. Dafür wird im Sommer eine Betreibergesellschaft gegründet, an der sich die landeseigenen Stadtgüter beteiligen könnten. Wie bisher werden private Geschäftspartner einbezogen. An den Kosten des Projekts von 6 Millionen Euro könnten sich die Stadtgüter mit bis zu 1,1 Millionen Euro beteiligen. Bei vorsichtiger Schätzung rechnet Hecktor mit einer Verzinsung des eingesetzten Kapitals von 5 bis 7 Prozent.

Alle Windradinvestitionen bis 2016 werden rund 100 Millionen Euro kosten. Davon müssten Berlins Stadtgüter aus eigener Kraft 12,5 Millionen Euro aufbringen. Das sei „machbar und wirtschaftlich sinnvoll“, bedürfe aber der Zustimmung des Senats. Der SPD-Abgeordnete Buchholz versichert, dass sein Fraktionschef Raed Saleh und Finanzexperten der SPD- Fraktion dem Konzept „sehr aufgeschlossen“ gegenüberstünden. Es handele sich auch nicht um ein Zuschussgeschäft. Voraussetzung sei allerdings, so Buchholz, dass Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD) darauf verzichte, den ertragreichen Stadtgütern mehrere Millionen Euro zu entziehen, um den Landeshaushalt zu entlasten. „Das kollidiert mit unseren Plänen für den Ökostrom.“

Voraussetzung für das Gelingen ist natürlich auch, dass sich die Kommunen und Planungsbehörden in Brandenburg den Plänen nicht in den Weg stellen. In der Vergangenheit gab es bereits Auseinandersetzungen bis hin zum Oberverwaltungsgericht über Windradstandorte auf Stadtgüterflächen. Auf den Teltower Rieselfeldern beispielsweise ließ der brandenburgische „Teilflächennutzungsplan Wind“ keine Windkraftnutzung zu. Andere Standorte wiederum sind zweifelsfrei als „Eignungsgebiete“ zugelassen. Hecktor rechnet fest damit, dass sich der größte Teil seiner Pläne realisieren lässt.

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