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Berlin: Oldtimer-Club: Sonnige Tage, glückliche Fahrt

Richtige Oldtimer-Fans haben mindestens zwei Uralt-Mobile in ihrem Besitz: Eines zum Fahren und eines zum Basteln. Denn Oldtimer sind keine Gebrauchsgegenstände, sondern Objekte der Leidenschaft.

Richtige Oldtimer-Fans haben mindestens zwei Uralt-Mobile in ihrem Besitz: Eines zum Fahren und eines zum Basteln. Denn Oldtimer sind keine Gebrauchsgegenstände, sondern Objekte der Leidenschaft. Zu denen zählt auch Tagesschau-Sprecher Jan Hofer: Seinen Nachkriegs-Mercedes hat er gerade zerlegt. Dafür ist der Rolls Royce SilverCloud, den er sich mit einem Freund teilt, gerade wieder verkehrstauglich gemacht worden. Als Moderator zum 100-jährigen Jubiläum des Allgemeinen Schnauferl-Clubs hätte sich das Vereinspräsidium also keinen besseren wählen können. Vor 100 Jahren wurde der Verein im Victoria-Hotel in Nürnberg gegründet. Zum Jubiläum traf man sich nebst Gattin im Westin Grand Hotel. Zwischen den Gängen tanzte das Staatsopern-Ballett, und die wieder zum Leben erweckten Comedian Harmonists sangen von "sonnigen Tagen und glücklicher Fahrt". Die von Hofer als beste "Showband Deutschlands" angekündigten Amorados erinnern an Zeiten, als die Autos noch schöner waren und die Ballbesucher gerade ihren Führerschein machten.

Ein paar hatten ihre Autos in der Hotelauffahrt geparkt. Jürgen Erbe zum Beispiel: Stolz trug der Lampenhändler und Präsident der Berliner Sektion die Clubnadel für ein Vierteljahrhundert Mitgliedschaft am Frackrevers. Den feuerroten MG Roadster vorm Eingang hatte er seinem Freund, dem Earl of Kensington, abgeschwatzt. Ansonsten dominierten draußen wie drinnen die Vertreter des dreizackigen Sterns.

Die Stuttgarter pflegen beste Kontakte zum Oldtimer-Club: Der Gesamtvereins-Präsident leitet im Hauptberuf die Wiesbadener Filiale. Und sein Berliner Kollege hat den Ball kräftig gesponsert. Auch ansonsten sind die Autohändler und Filialleiter bekannter Edelkarossenhersteller gut im Publikum vertreten. Helmut Becker, dessen Vater in Düsseldorf zu Wirtschaftswunderzeiten mit gebrauchten Luxusschlitten seine ersten Millionen verdiente, ist da und seine Berliner Lieblingskonkurrentin Heidi Hetzer natürlich auch. Die Berliner Autohändlerin ist an diesem Abend die Ausnahme von der Regel: Vor einem Vierteljahrhundert gründete sie den ersten Automobilclub nur für Frauen, quasi als Schnauferl-Verein mit umgekehrten Vorzeichen. Dieser nimmt nämlich nur Männer als Mitglieder auf. Wenn man die Sammler über ihre Autoschätze reden hört, wundert das überhaupt nicht. Jan Hofer zum Beispiel: So ein Oldtimer sei einfach erotischer als ein Neuwagen, sagt er, und im Gegensatz zur Freundin weitaus weniger kostenintensiv.

Sebastian Schneller

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