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Sie trainieren schon für Olympia. Auf dem Beetzsee in Brandenburg/Havel findet seit Freitag die Kanu-EM statt. Hier könnten Olympische Wettkämpfe ausgetragen werden.

© dpa

Olympia in Berlin: "Macht Wowereit Olympia zu seinem Projekt, ist es zum Scheitern verurteilt"

Olympia und Berlin – passt das überhaupt zusammen? Die Grüne Ramona Pop schreibt im 7. Teil unserer Debattenserie über akzeptierte und nachhaltige Spiele und erklärt, warum der Senat das größte Problem ist.

Olympia und Berlin – passt das überhaupt zusammen? Kann Berlin zum Austragungsort weltoffener, nachhaltiger, bescheidener und umweltverträglicher Spiele werden – zu einem international ausstrahlenden Beispiel für Olympische Spiele, die dem „Olympischen Geist“ wieder ganz und gar verpflichtet sind? Welche Chancen gibt es für Berlin, welche Risiken, welche Kosten und Folgekosten würden entstehen? Das sind die zentralen Fragen für eine offene und ernsthafte Debatte in der Stadt. Es geht nicht um ein plattes „Bist du für oder gegen Olympia“. Vielmehr sollte man ausloten, welche Vorstellungen die Berlinerinnen und Berliner von Olympia haben.

Trotz Tempelhof-Niederlage scheint es der Senat noch nicht begriffen zu haben. Die drängendsten Fragen sind nicht die Kosten, marode Sportstätten oder gar die mangelnde Gastfreundschaft der Berliner. Das größte Problem ist das verloren gegangene Vertrauen der Berlinerinnen und Berliner in diesen Senat. Wenn der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit Olympia zu seinem Projekt macht, ist dieses zum Scheitern verurteilt. Nur wenn die Berlinerinnen und Berliner die Spiele in der Hauptstadt wollen und wirklich gestalten können, wird das Projekt gelingen. Olympia in Berlin könnte so das Projekt einer jungen Berliner Generation jenseits von Klaus Wowereit werden.

Ramona Pop, 36, ist (mit Antje Kapek) Franktionschefin von Bündnis 90/Die Grünen im Berliner Abgeortnetenhaus. Ihre Partei war Gegner der letzten Berliner Olympiapläne.
Ramona Pop, 36, ist (mit Antje Kapek) Franktionschefin von Bündnis 90/Die Grünen im Berliner Abgeortnetenhaus. Ihre Partei war Gegner der letzten Berliner Olympiapläne.

© Thilo Rückeis

Dafür sind zahlreiche Fragen zu klären, nicht zuletzt, wie Berlin vor dem Hintergrund der Schuldenbremse die immensen Kosten stemmen soll. Umgekehrt könnte Olympia ein Motor für zahlreiche sinnvolle Investitionen in die städtische Infrastruktur wie den ÖPNV und den Wohnungsbau sein, wenn von Beginn an mit Blick auf eine kluge Nachnutzung geplant wird.

An die paralympischen Sommerspiele könnte sich die Idee des Umbaus Berlins zur inklusiven Stadt anschließen. Fraglich ist auch, welche Einschränkung ihrer Freiheitsrechte die Berlinerinnen und Berliner für die Spiele in Kauf nehmen müssten. Und ist das IOC zu inneren Reformen in der Lage, damit Olympische Spiele nicht nur in Sotschi oder Peking stattfinden? Korruption, Intransparenz und Gigantomanie sind für Berlin undenkbar. Olympia und das IOC stehen in dieser Frage ganz grundsätzlich vor einem Scheideweg.

Olympische Sommerspiele in Berlin bergen Risiken und bieten Chancen zugleich und es ist richtig, Fragen deutlich zu stellen, einen offenen, breit angelegten Debattenprozess und eine ehrliche Abwägung zuzulassen. Daran kann sich dann ein Referendum anschließen. Man darf aber nicht den Fehler machen, diesen zweiten Schritt vor dem ersten zu tun. Denn es reicht eben nicht aus, eine Gretchenfrage zu stellen und die Berlinerinnen und Berliner über die Katze im Sack abstimmen zu lassen, am besten noch mit unverbindlichem Ergebnis. Das wäre nicht nur Scheindemokratie und hätte mit Beteiligung nichts zu tun – es wäre auch der sicherste Weg, Olympia für Berlin von vornherein scheitern zu lassen.

Die weiteren Beiträge zur Olympiadebatte des Tagesspiegel lesen Sie unter www.tagesspiegel.de/olympiadebatte.

Ramona Pop

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