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Olympiastadion

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Olympiastadion: Macher und Geschichten

500.000 Euro Miete kostet die Arena. Manager Peter von Löbbecke weiß, wer das zahlt.

Welche Veranstaltung wäre sein Traum? Da muss Peter von Löbbecke erst ein wenig überlegen, aber dann fällt’s ihm ein: Pink Floyd im Olympiastadion, eine gewaltige Inszenierung, so wie einst bei der Show „The Wall“, das wär’s. Er kennt die Jungs von der Rockband, gut sogar. „Wissen Sie“, sagt er, „Pink Floyd waren sechs Mal in Los Angeles und sechs Mal in New York. Aber ich hatte sie acht Mal bei mir in Dortmund.“

In der Westfalenhalle begann die Karriere des heutigen Olympiastadion-Managers. In Frankfurt hat er später, in den Neunzigern, die Buchmesse etabliert und die Festhalle als Standort der ATP-Tennisweltmeisterschaften. In Hannover war er Direktor des Congress-Centers der Expo. Mit Konzernen und Stars arbeitet Peter von Löbbecke schon lange zusammen. Sein Handwerk, sagt er, seien Organisation, Entscheidungsfindung, Menschenführung. Das habe er bei der Bundeswehr gelernt. In den Sechzigern war er in Hamburg Offizier.

Der 65-Jährige ist auf dem Weg durch seine Wirkungsstätte. Vom zugigen Dach des Olympiastadions blickt er auf den Rasen. Dort unten haben Herbert Grönemeyer, U2, Robbie Williams und die Rolling Stones gespielt. 500 000 Euro kostet die Stars die Miete des Stadions. Einnahmen, die wichtig sind für die Spielstätte. Geld, das der Eigentümer, der Senat, sehen will für 74 000 Sitze und 76 Logen. „Konzertakquise ist nur ein kleiner Teil meines Jobs“, sagt Peter von Löbbecke. Wie es aussieht, kommen in diesem Jahr keine Megastars auf Tournee nach Berlin, die mal eben 60 000 Plätze füllen könnten. „Na ja“, schränkt er ein, „es gibt so ein paar Gerüchte. Warten wir’s ab.“ Er muss sich drum kümmern, reist demnächst zu Verhandlungen mit Konzertveranstaltern. Vielleicht kommen ihm dann im Flugzeug auch Alternativideen wie diese: Er würde gern ein Mega-Musikfestival wie „Rock in der Stadt“ organisieren, das Pendant zu „Rock am Ring“ in der Eifel und dem Nürnberger „Rock im Park“. Die locken Jahr für Jahr zehntausende Fans an. Warum soll so was nicht in Berlin gehen? Das Maifeld könnte der Campingplatz sein.

Peter von Löbbeckes Tagesgeschäft ist längst ein anderes, eines, das nicht so spektakulär ist wie die Organisation von Konzerten. Sein Team vermietet das Stadion an Firmen, vom kleinen Autohaus bis zum DAX-Konzern. Im Jahr 2007 waren es 133 Veranstaltungen. Das sind zwar 50 weniger als im Vorjahr, aber da war auch der Hype um die Fußball-WM. „Unser Motto lautet: Wir vermieten nicht nur Backsteine“, sagt von Löbbecke und meint: Wir übergeben nicht nur den Schlüssel für eine gewischte Loge, wir organisieren für Unternehmen auch einen ganzen Abend. Das Geschäft läuft gut. So lud ein Autokonzern seine Manager zum Essen in das ungewöhnliche VIP-Ambiente, samt anschließender Probefahrt des neuen Geländewagens – auf der blauen Tartanbahn. Oder die Krankenkasse, die im Sommer etwas Außergewöhnliches suchte und schließlich mit hunderten Mitarbeitern an einer langen Tafel saß. Tischdecken und Wein – mitten auf dem Olympia-Grün. „Die Leute kommen aus dem Staunen nicht raus“, sagt von Löbbecke, „die stehen auf dem Rasen im leeren, großen Stadion und sind sprachlos.“ 200 000 Euro kostet solch ein Nachmittag, inklusive Hostessen, Wachleuten, Heiz-, Stromkosten und Catering. Bei 1500 Euro geht es los, dafür ist eine der 76 Logen fürs kleine Meeting zu haben. „Ich putze viele Klinken“, sagt von Löbbecke. „Die Unternehmer müssen erst einmal wissen, dass sie dieses Stadion überhaupt mieten können.“ Aber es scheint sich herumzusprechen. Vor wenigen Tagen traten während der Fashion Week Männermodels von Joop im Stadion auf, zur Show vor 400 geladenen Gästen.

Längst kommen Touristen in Reisebussen, um das leere Stadion zu besichtigen. 276 000 Tagesbesucher waren es im vergangenen Jahr, 20 000 mehr als im WM-Jahr zuvor. Das Feuerwerkspektakel Pyronale ist von Löbbeckes Idee und war schon beim ersten Versuch ein Erfolg, da kamen 60 000 Menschen. All diese Termine wollen von ihm koordiniert sein, schließlich spielen die Fußballer von Hertha BSC im Stadion auch mindestens 17 Mal im Jahr. Und ganz nebenbei ist der Niedersachse, Vater zweier erwachsener Kinder, auch noch Berater der Vereinigung deutscher Stadionbetreiber.

Sein wichtigstes Arbeitsgerät hat Peter von Löbbecke immer dabei. „Hier“, sagt er und zieht den Zentralschlüssel aus der Tasche. „Den darf ich nicht verlieren. Wäre teuer, 180 000 Euro.“ Wieso das denn? In dem Fall, sagt er, müssten sämtliche Schlösser ausgetauscht werden, tausende. Und in seine Wohnung käme er auch nicht mehr so leicht rein. Peter von Löbbecke wohnt auf dem Stadiongelände. André Görke

André Görke

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