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Berlin: Opfer durch U-Bahnscheibe gestoßen: Täter legen vor Gericht Geständnis ab

Gewalt in der U-Bahn, die ausuferte und nicht enden wollte. Murat Y.

Gewalt in der U-Bahn, die ausuferte und nicht enden wollte. Murat Y., Fadi J. und Tiago F. misshandelten einen 30-jährigen Fahrgast. Einer der drei Freunde stieß das Opfer dann durch ein Fenster. Der Mann fiel auf den Bahnsteig. Sie schlugen und traten weiter auf ihn ein. Warum er nicht aufhörte? „Ich war nicht klar im Kopf“, sagte Y. gestern vor dem Landgericht. Der Mann habe sich in einen Streit eingemischt, meinte später F., mit 22 Jahren der älteste Angeklagte. Alkohol und Drogen seien im Spiel gewesen.

Fünf Monate Untersuchungshaft lagen hinter den jungen Männern, als sie den Gerichtssaal betraten. Durch die Aufzeichnungen der Videokameras im U-Bahnhof Hansaplatz konnten zwei der Schläger schnell identifiziert werden. Knapp zwei Wochen nach dem Überfall wurden die Angeklagten festgenommen. Nun legten sie Geständnisse ab.

Sie hatten den 19. Geburtstag von J. gefeiert. Eimerweise hätten sie in einer Bar eine Mischung aus Wodka und Red Bull getrunken. Zwei der Angeklagten wollen auch Drogen genommen haben. „Wir haben uns amüsiert, hatten gute Laune“, versicherten die Freunde aus Wedding und Moabit. Sie waren in Begleitung ihrer Freundinnen, als sie in einen Zug der U 9 stiegen. Plötzlich fiel die rassistische Bemerkung „Scheißtürke“. Wem sie galt – ob dem Opfer Baris K. oder einem der Freunde, war gestern umstritten. Die Anklage geht davon aus, dass Baris K. absichtlich beleidigt wurde, um ihn zu provozieren. Die Angeklagten haben eine andere Version. Angeblich war es zwischen Tiago F. und Murat Y. zum Streit gekommen. Der eine ist Portugiese, der andere stammt aus einer türkischen Familie. Sie hätten sich gegenseitig „belegt“. Der ihnen fremde Fahrgast habe sich eingemischt. „Er fühlte sich wohl angesprochen.“ Als der Mann laut wurde, sei es zu einer Rangelei gekommen.

J. und Y. schlug mit Fäusten zu. Baris K. sprang auf einen Sitz, bekam einen Tritt ins Gesicht. Als der Zug am 25. Januar um 3.25 Uhr im U-Bahnhof Hansaplatz hielt, wollte K. aussteigen. Y. aber stieß ihn so heftig, dass er durch ein Fenster des Waggons auf den Bahnsteig fiel. K. rappelte sich auf und rannte zum Ausgang. Die Angeklagten aber ließen nicht locker. Sie schlugen und traten noch auf ihn ein, als er am Boden lag. Er erlitt Prellungen und einen Nasenbeinbruch.

Die Angeklagten suchten nach Erklärungen. Die Tat sei im Affekt passiert, nüchtern hätten sie sich nicht so verhalten. Sie entschuldigten sich, boten Schmerzensgeld an. Einen Seitenhieb in Richtung Opfer konnte sich F. aber nicht verkneifen: „Kein normaler Mensch mischt sich ein, wenn sich Besoffene streiten.“ K. soll am Freitag aussagen. K.G.

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