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Berlin: Opfer zweier Diktaturen

Gedenkstätte Hohenschönhausen erinnert an Leben und Tod Karl Heinrichs

Mit einer Gedenkveranstaltung wird morgen ab 11 Uhr im ehemaligen StasiGefängnis Hohenschönhausen an Karl Heinrich, den ersten Nachkriegskommandanten der Berliner Schutzpolizei, erinnert. Vor genau 60 Jahren, am 3. November 1945, kam der Sozialdemokrat im damaligen Lager der sowjetischen Geheimpolizei ums Leben. Er starb an der „Paralyse lebenswichtiger Organe“ als Folge von Schwächungen und Krankheiten, die er sich in siebenjähriger Zuchthauszeit im Nationalsozialismus zugezogen hatte.

Die Leiche wurde von den Sowjets in einer Kalkgrube in der Nähe des Lagers verscharrt. An den Polizeimajor erinnert der Name der Karl-Heinrich-Brücke am Falkenseer Platz in Spandau; eine Bronzetafel skizziert sein ungewöhnliches Leben und tragisches Ende des Polizeioffiziers: „Widerstandskämpfer gegen Hitler, 1945 von den Sowjets verschleppt und in der Haft umgekommen“. Als Major der Schutzpolizei war Karl Heinrich seit 1929 in Berlin-Mitte für die Respektierung der Bannmeile rund um den Reichstag zuständig, wo er oftmals gegen kommunistische oder nationalsozialistische Demonstranten vorgehen musste. Die „Vossische Zeitung“ lobte ihn als aktiven Republikaner, Goebbels’ Bezeichnung „Knüppelheinrich“ sollte ihn bis ins Zuchthaus verfolgen. 1932 wurde der Sozialdemokrat und Funktionär des Reichsbanners vom Polizeidienst suspendiert, später von den Nazis verhaftet und 1937 vom Volksgerichtshof zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Russen ernannten ihn 1945 zum Kommandanten der Berliner Schutzpolizei, aber verhafteten ihn unter mysteriösen Umständen im August nach Kriegsende. Mit politisch motivierten Denunziationen sollte der SPD-Mann beseitigt werden. Unter anderem wurde ihm unterstellt, für das gewaltsame Vorgehen der Polizei am „ Blutsonntag“ am 1. Mai 1929 mitverantwortlich gewesen zu sein. Zur Verhandlung vor dem Militärtribunal kam es nicht mehr, Karl Heinrich starb am 3. November. 60 Jahre später ehrt ihn auch Berlins Polizeipräsident Dieter Glietsch am Ort der Leiden in Hohenschönhausen. Lo.

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