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Berlin: Orchestermanager Andreas Richter

Nicht „furioso“? Nein, ein Abschied und Übergang, der sich leise vollziehen wird.

Nicht „furioso“? Nein, ein Abschied und Übergang, der sich leise vollziehen wird. Heute noch leitet der quirlige Mann, der mit Musik aufgewachsen ist, das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin. Nicht als ein zweiter Kent Nagano. Der hat in den vergangenen Jahren den gefeierten Klangkörper, einst aus dem RIAS- Rundfunkorchester entstanden, enorm populär gemacht. Andreas Richter hat dafür gesorgt, dass die Organisation und die Zahlen stimmen. Dazu gehörte ein attraktives Konzert-Programm – insgesamt 115 Konzerte 2006 – in Berlin und an die dreißig Auftritte im Ausland, bei den Salzburger Festspielen, in Baden-Baden, London, Paris, Moskau, Warschau, Bukarest und Abu Dhabi; oft mit dem Partner Deutsche Welle. Nun verlässt er nach drei Jahren und mit einer sehr sehenswerten Erfolgsbilanz das DSO.

Dort hat er als Intendant die Zahl der Konzerte kräftig erhöht und die der Zuhörer von 88 000 in 2004 auf 152 000 im vergangenen Jahr etwa verdoppeln können. Ihr „Stammlokal“ war und ist die Philharmonie, wo sie sich für einen Betrag von 8000 bis 10 000 Euro pro Konzert sehr zu Hause fühlen. Für die insgesamt fast 125 Planstellen standen 13 Millionen Euro an Einnahmen zur Verfügung. Davon stammen 1,5 Millionen aus dem Kartenverkauf, 1,5 Millionen aus Gastspielen und Sponsorenerlösen und der Rest aus Zuschüssen des Landes und des Bundes.

Nun reizt ihn eine neue Aufgabe in einem nicht subventionierten Kultur-Unternehmen. Begonnen hat das Musik-Manager-Leben vor 46 Jahren in einem bürgerlichen Musikerhaus. Der Vater war Musikpädagoge erst in Lübeck und Kiel und ab 1974 an der HdK in Berlin. Mit vier hat der älteste von drei Söhnen, Andreas, Klavier gespielt, dann Kontrabass. Der Umzug mit 14 Jahren nach Berlin in die Tristanstraße war für den angehenden Musikstudenten mit den wilden Haaren und dem heute noch unveränderten Jungenkopf ein willkommener Ausbruch aus dem Lübecker Kleinstadt-Milieu.

Während und auch nach dem Studium in Freiburg und an der HdK schrieb er für Programmhefte und vor allem für den Tagesspiegel Kritiken. Von 1985 bis 1995 insgesamt über 600! Dann ging er als persönlicher Referent des Intendanten zur Komischen Oper und mit ihm 2004 wieder von Bord. Stolz ist er auf die erfolgreichen Familienkonzerte und die gelungenen Aufführungen in der Waldbühne in diesen Jahren. Inzwischen ist er auch noch Professor an der UdK für den neuen Studiengang Kulturjournalismus. Wohin das alles noch führt? „Später vielleicht mal wieder an ein Opernhaus.“ Er möchte alle drei Berliner Häuser weiter bespielt sehen, aber mit klar unterscheidbaren Profilen. Dramaturgen gehörten an die Spitze – keine Regisseure, sagt er.

Privat hat der ambitionierte Mann auch schon Tempiwechsel erlebt. Aus der Ehe mit seiner ersten Frau, einer bekannten Sopranistin, war „nach 16 Jahren die Luft raus“. Ihre Tochter studiert heute Geige, der Sohn macht demnächst das Abitur. Er selbst möchte mehr reisen, nach Indien und Nepal – das Abendland geht seinem Ende entgegen, meint er. Er will mehr musizieren, Yoga machen und Joggen. Gute Voraussetzungen für künftige erfolgreiche Läufe.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels.

Andreas Richter (46), der Musikpädagoge und Saxophonist ist scheidender Orchesterdirektor des Deutschen Symphonie-

Orchesters Berlin und Schulbuchautor für das Fach Musik.

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