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Berlin: Organisches Wachstum

18 000 Produkte auf zwei Etagen: In Prenzlauer Berg entsteht einer der größten Biomärkte Europas

Das große Eckhaus am Senefelderplatz in Prenzlauer Berg ist noch nicht ganz fertig gebaut, aber die zweite Etage steht schon, und das ist wichtig. Auf zwei Stockwerken nämlich sollen hier die Anwohner der Gegend schon bald ökologisch unbedenkliche Produkte kaufen können: im nach eigenen Angaben größten Biomarkt Europas, den die Berliner Firma LPG ab kommendem Frühjahr in dem Neubau an der Kollwitzstraße 15 betreiben will.

„Wir sind in der Vergangenheit sehr häufig von Kunden nach einer Filiale im Ostteil der Stadt gefragt worden“, sagt LPG-Geschäftsführer Ludwig Rieswick. Vor zwölf Jahren eröffnete das Unternehmen in der Pannierstraße in Neukölln seine erste von mittlerweile drei Filialen. Dass es mit dem Standort im Osten so lange gedauert hat, lag vor allem an den „abenteuerlichen Mietvorstellungen“, mit denen Rieswick und sein Partner Werner Schauerte auf der Suche nach geeigneten Verkaufsräumen konfrontiert wurden. Mit den Eigentümern des derzeit entstehenden Objekts sind sie sich aber doch einig geworden. Wenn die Bauarbeiten nach Plan laufen, werden Rieswick und Schauerte im April 2007 die Türen zu ihrer knapp 2000 Quadratmeter großen Naturshoppingwelt öffnen.

Der Biomarkt boomt, und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen. Im vergangenen Jahr ist die Nachfrage nach Ökoprodukten in Berlin um 18 Prozent gestiegen – und dementsprechend auch die Zahl von Naturkostläden. „Die Leute denken um, vor allem dann, wenn beispielsweise Gammelfleischskandale bekannt werden“, sagt Robert Erler, Sprecher der Bio-Company, die in Berlin neun Supermärkte betreibt. Insgesamt gibt es hier 30 solcher großen Bioläden, so viel wie in keiner anderen deutschen Stadt. Das lässt nicht nur auf einen Wandel der Essgewohnheiten schließen, sondern ist zugleich auch gut für die Wirtschaft. Denn die Biobranche ist sehr personalintensiv. Für Anbau, Verarbeitung und Verkauf sind gut 30 Prozent mehr Mitarbeiter nötig als bei der konventionellen Lebensmittelbranche.

Das bestätigt auch LPG-Geschäftsführer Ludwig Rieswick. In Bioläden würden Kunden eine intensive Betreuung und Fachberatung erwarten, Letzteres vor allem im Kosmetika-Bereich. In seiner neuen Filiale am Senefelderplatz werden deshalb voraussichtlich 40 bis 50 Mitarbeiter eingestellt. Die meisten von ihnen sind speziell für den Verkauf von Naturprodukten geschult. Das Sortiment wird gut 18 000 verschiedene Artikel umfassen. Ein Großteil der Waren soll aus der Region kommen: Bei Fleisch wird der Anteil 100 Prozent betragen, bei anderen Frischlebensmitteln 40 Prozent, weil Brandenburgs Bio-Landwirte der Nachfrage kaum hinterherkommen.

Allerdings glaubt Rieswick, dass in dem neuen Markt mit den 2000 Quadratmetern Verkaufsfläche das Maximum vorerst erreicht ist: „Menschen, die im Biomarkt einkaufen gehen, legen Wert auf eine traute Atmosphäre.“ Zu groß darf ein Bioladen also auch nicht sein. Ganz im Gegensatz zu den USA. Dort seien Märkte mit einer Fläche von bis zu 6000 Quadratmetern keine Seltenheit.

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